Sommerzeit ist Lesezeit!
Buchtipps der Stadtbücherei

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Anna Marshall: Wolkenknopf

Zwei Mädchen zeigen uns, wie Integration gelingt
Wie schön ist es doch, einen besonderen Schatz in der Hosentasche zu tragen! Liahs Schatz ist ein durchsichtiger Knopf in Form einer Wolke, den sie in der Näherei, in der ihre Mutter arbeitet, geschenkt bekommen hat. Der Wolkenknopf verbindet sie mit ihrer Heimat, die sie gemeinsam mit ihrer Mutter verlassen musste. Wenn sie durch den Knopf schaut, kann Liah ihre Großeltern, ihre Freunde, ihr Haus und ihre geliebten Katzen sehen, all das, was sie zurücklassen musste und nun schmerzlich vermisst. Sie versteht die fremde Sprache dieses Landes nicht, die für sie wie klappernde Steine klingt, aber nicht mit Bedeutung gefüllt ist. Liah ist traurig, ängstlich und einsam. Doch dann kommt Kitty, die in diesem fremden Land zu Hause ist, und nimmt Liah ohne Berührungsängste mit in ihren Alltag. Liah kann sich dem aufgeschlossenen Mädchen öffnen und die fremde Sprache erwacht zum Leben. Auch Kitty darf einmal durch den Wolkenknopf schauen. Was sie wohl sehen
mag?

Eine sanfte, sehr einfühlsame Geschichte über den Verlust von Heimat und Sprache und über den mühsamen Weg, beides anderswo neu zu finden. Die Hintergründe der Immigration bleiben unerwähnt, ebenso das Herkunftsland und die Muttersprache von Liah. Damit bietet das Bilderbuch eine sehr große Identifikationsbreite. Beide Rollen, die des heimatsuchenden Mädchens und die des heimatschenkenden Kindes, werden in einfachen Worten und gefühlvollen, farbenfrohen Bildern erlebbar. Wichtigste Botschaft dieses wundervoll optimistischen Bilderbuchs: Mit gegenseitiger Offenheit ist vieles möglich – vielleicht sogar alles!
Elisabeth Brendel, Stadtbücherei

Alexander Oetker: Mittwochs am Meer

Maurice fährt jeden Mittwoch im Rahmen seiner Tätigkeit als Insolvenzanwalt von Paris in ein kleines Fischerörtchen in der Bretagne. Misstrauisch begegnen ihm die Arbeiter und Einheimischen. Eines Tages überreicht ihm die Rezeptionistin seines Hotels einen Liebesbrief und einen Gedichtband. Ganz verzaubert von den Worten der Frau stürzt er sich in eine leidenschaftliche Affäre, die jeden Mittwoch neue Nahrung erhält, den ganzen Sommer lang. Vorsichtig trotz aller Zuneigung leben sie ihren Traum, bis sich am Ende einer Reise eine sehr überraschende Erkenntnis einstellt.
Christl Furtner (ehrenamtliche Rezensentin)

Arno Geiger: Das glückliche Geheimnis

Arno Geiger ist als Schriftsteller einen vielleicht üblichen Weg gegangen von der ersten Veröffentlichung bis zum erfolgreichen Autor. Dass dies aber nur so scheint, wird in seinem neuen Buch deutlich. Er erzählt autobiografisch, dass er als junger Mann begonnen hat, in den Straßen der Stadt Wien in Altpapiersammlungen nach Briefen und Büchern zu suchen. Dazu steigt er früh am Morgen auf sein Rad, wühlt in Tonnen, er kehrt verschmutzt, müde, erfolgreich und ebenso oft erfolglos von seinen Touren zurück, im Innersten beschämt über sein Tun, um sich dann der Lektüre weg geworfener Hinterlassenschaften zu widmen. Briefe, deren Verfasser und Empfänger er nicht kennt und die auch ihn nicht kennen, Briefe von noch Lebenden aber zumeist verstorbenen Menschen. Über das Lesen der fremden Lebenswelten erschließt er sich mehr und mehr die Notwendigkeit eines Schriftstellers, sich dem Gefühlsleben, der Trivialität, dem weniger Analytischen zu nähern. Auf diesem Weg reift er nicht nur persönlich, in der seine Fähigkeit zu einer ehrlichen Liebe entsteht, es geht damit auch ein anderer Schreibstil einher, der ihn durch den Erfolg unabhängig macht. So kann er sich auch, wie in einem früheren Buch erzählt, seinem dementen Vater mehr widmen. Die gewonnene Freiheit lässt ihn schließlich das Risiko eingehen, dieses Geheimnis zu
lüften.
Christl Furtner (ehrenamtliche Rezensentin)

Alexander Oetker: Paula und die Zirkusbande

Vier pfiffige Kinder retten einem Zirkus-Elefanten das Leben
Paulas Eltern haben tolle Berufe! Ihr Vater verkauft selbst kreierte Eissorten in seinem beliebten Berliner Café und ihre Mutter ist regelmäßig als Reporterin im Fernsehen zu sehen. Paula selbst kann sich nur schwer entscheiden, wem von beiden sie lieber nacheifern möchte. Einen Job als Junior-Reporterin bei der Schülerzeitung hat sie jedenfalls schon. Deshalb wird sie auch besonders hellhörig, als sie vom neusten Fall erfährt, über den ihre Mutter berichten soll. Der Zirkus ist in der Stadt und gleich am ersten Tag ist die Elefantendame Emma unter bisher unklaren Umständen schwer erkrankt. Es ist fraglich, ob die Vorstellungen wie geplant stattfinden können. Das klingt nach interessanter Recherche und Paula macht sich heimlich auf den Weg zum Zirkus. Dort macht sie Bekanntschaft mit drei Jungs, die sich sogleich Paulas Ermittlungen anschließen, denn eins ist klar: diese plötzliche Erkrankung erscheint allen sehr suspekt! Wurde Emma etwa vergiftet, um dem Zirkus Schaden zuzufügen? Bis der Fall gelöst ist, müssen die Kinder einen lästigen Konkurrenten abwimmeln und einige brenzlige Situationen überstehen. Zum Glück haben die Jungs aus dem Zirkus den einen oder anderen Trick auf Lager, mit dem sie die Zirkusbande immer wieder aus dem Schlamassel ziehen. So viel sei verraten: die Elefantendame Emma ist rechtzeitig zur ersten Vorstellung wieder mit dabei!
Ein kurzweiliger Krimi für Kinder ab 8 Jahren, der aufgrund des etwas kleineren Buchformats sehr leicht in der Hand liegt. Es werden viele spannende Themen, beispielsweise Tier- und Naturschutz oder Möglichkeiten und Grenzen journalistischer Berichterstattung, angerissen, die Kinder zum Weiterdenken anregen können.
Elisabeth Brendel, Stadtbücherei

Autor:

Stadtbücherei Pfaffenhofen aus Pfaffenhofen

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