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Bodenallianz - Landwirte stellen sich vor

Michael Ostermair neben einem Blauglockenbaum auf seinem Agroforstacker in Tegernbach
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  • Michael Ostermair neben einem Blauglockenbaum auf seinem Agroforstacker in Tegernbach
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Nebenerwerbslandwirt Michael Ostermair – „Auf der Hölle“ wachsen Blauglockenbäume

„Auf der Hölle“, so heißt ein Feld am Ortseingang von Tegernbach. Das Besondere daran: Auf der „Hölle“ stehen zwischen einer üppigen Blütenpracht mannshohe Blauglockenbäume mit riesigen gezackten Blättern. Michael Ostermair erklärt inmitten duftender Blüten, flatternder Schmetterlinge und summender Bienen stolz, „ich betreibe hier Agroforstwirtschaft. Das ist mein Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft.“ Mit dieser Art den Boden zu bewirtschaften ist Ostermair der einzige in der Region.

Anpacken auf dem elterlichen Hof ist für ihn schon von Kindesbeinen an ganz selbstverständlich. Heute kümmert sich der 42-jährige im Nebenerwerb nach Feierabend oder am Wochenende um seine Felder. Die Sache mit den Bäumen bietet für ihn eine ganze Reihe von Vorteilen, „die Bäume auf meinem Acker gleichen den Wasserhaushalt besser aus und sie schützen meinen Boden vor Erosion. Außerdem habe ich auf dem Feld mehr Schatten, der die Erde im Sommer kühl hält.“

Aus diesem Grund war es auch naheliegend für Ostermair 2018 der Bodenallianz beizutreten. „Die Bodenallianz ist wichtig, weil ich hier viele Informationen erhalte, wie ich meinen Boden verbessern kann. Der Boden ist mein Kapital und nur ein gesunder Boden kann die Pflanzen wachsen lassen, die uns alle ernähren.“ Die Blauglockenbäume werden etwa 15 Meter groß und kommen mit Trockenheit, Hitze aber auch mit Frost gut zurecht. „Nach relativ kurzer Zeit kann ich die schnellwüchsigen Bäume ernten und verkaufen“, schwärmt er. In der Agroforstwirtschaft sieht er eine vielversprechende Maßnahme, um sich in der Landwirtschaft den Folgen des Klimawandels entsprechend anzupassen.

Nachhaltig zu arbeiten ist für Ostermair eine Überzeugung: „Wir können nur mit der Natur und von der Natur leben, nicht ohne sie.“

Biobauer Martin Müller – Unser Boden ist unser größtes Hab und Gut

Der Auslöser waren eigene gesundheitliche Probleme aufgrund von Pestiziden und die Sorge um die Gesundheit der beiden Kinder. 2016 entschlossen sich Martin Müller und seine Frau Maria dazu, ihren bis dahin konventionellen Hof auf ökologische Landwirtschaft umzustellen. Heute, vier Jahre später, freuen sich die überzeugten Biobauern über die guten, gesunden und nachhaltigen Erträge und den wirtschaftlichen Erfolg ihres Hofes. Rückblickend sehen die Müllers die Umstellung als richtigen Schritt: „Das Arbeiten mit der Natur gibt uns ein gutes Gefühl“.

Der 35-jährige Müller betreibt auf dem modernen Moierhof in Haimpertshofen Bio-Ackerbau mit Getreide und Sonnenblumen. Zudem hält er in einem mobilen Stall 600 Legehennen. Um die Versorgung der Hühner und den Verkauf der Eier kümmert sich seine 31-jährige Frau. Neben Schnittblumen, Kürbissen und Kichererbsen baut der engagierte Biolandwirt Wintermohn an. Mit dem Mohn geht er als einziger Bauer in der Region neue Wege. Er produziert heuer erstmals 800 kg Mohn in Bioqualität. Sein Ziel ist es, „dass der Mohn auch auf die Semmel kommt“ und bestmöglich vermarktet wird, wobei er darauf achtet, dass seine Produkte hier in der Region verkauft und verarbeitet werden.

Müller ist dankbar, als Mitglied der Bodenallianz auf deren Knowhow und Netzwerk zurückgreifen zu können. Ein weiterer Vorteil der Bodenallianz sind aktuelle Informationen und Tipps zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit. „Die sind für uns wertvoll, denn schließlich ist der Boden unser größtes Hab und Gut“, betont er.

Landwirt Martin Schöll – Den Blickwinkel ändern

„Früher habe ich viele Dinge nur aus dem Blickwinkel der konventionellen Landwirtschaft betrachtet“, gibt Martin Schöll zu. Seit seiner Geburt 1970 lebt er auf seinem Hof zwischen Reisgang und Niederscheyern. Der gelernte Landwirt betreibt auf seinem Grund Ackerbau. Gerade ist er dabei, seinen Betrieb auf ökologische Landwirtschaft umzustellen. Auslöser für diese Entscheidung war insbesondere die Bodenallianz. „Durch die Bodenallianz habe ich wichtige zusätzliche Erkenntnisse über die Bioproduktion, wie beispielsweise die Bodenfruchtbarkeit, Kreislaufwirtschaft oder die Förderung der Artenvielfalt, gewonnen und viel Unterstützung von der Planung bis zur Umsetzung erhalten.“

Schöll hat mehrere Äcker, die er bewusst für einen längeren Zeitraum aus der Produktion nimmt. So schafft er Lebensraum für eine Vielfalt an Tierarten, wie z. B. Libellen oder Eidechsen. Gerade die Schaffung und der Erhalt der Biodiversität in seinem Betrieb sind ihm wichtig.

Der Landwirt ist verheiratet, hat eine Tochter und einen Sohn. Neben der Arbeit ist er noch aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr und bei den Schäfflern. Für ihn ist es wichtig, auch über den Tellerrand zu schauen und sich „nicht nur ausschließlich auf die Landwirtschaft zu fixieren.“

Neben den positiven Aspekten, die ein Leben als Bio-Landwirt mit sich bringt, kennt Martin Schöll aber die Hindernisse bei der Umstellung zum Bio-Landbau und das Unverständnis, auf das er teilweise gestoßen ist. „Man erhält staatliche und städtische Unterstützung, dennoch gibt es von unterschiedlichen Seiten Vorbehalte gegen diesen Schritt“, erzählt Schöll. Er ist trotzdem froh, den Schritt gegangen zu sein. „Ich bin mit voller Überzeugung dabei. Auch betriebswirtschaftlich war es absolut sinnvoll auf den ökologischen Landbau umzusteigen“, bekräftigt er seine Entscheidung.

Hopfenbauer Michael Bogner – Der Boden liegt mir am Herzen

Michael Bogner liegt der Boden- und Artenschutz am Herzen. Seinen Hopfen und sein Getreide baut er auf seinem Hof in Gittenbach konventionell an. Er ist dem ökologischen Landbau gegenüber aufgeschlossen und beobachtet die Entwicklung. Er bewirtschaftet seinen Hof naturnah und nachhaltig, und baut blühende Zwischenfrüchte an, die Insekten, wie Honigbienen, Hummeln und Schmetterlinge reichhaltig Pollen und Nektar bieten. Als Landwirt profitiert er von den Zwischenfrüchten, da diese deutlich zur Bodenverbesserung beitragen. Bogner sagt, „die Gesundheit meines Bodens liegt mir bei meiner täglichen Arbeit sehr am Herzen.“

Seit 2018 ist der gelernte Landwirt Mitglied der Bodenallianz. Über deren Weiterbildungsangebote, die ihm noch mehr Wissen rund um eine gesunde Bodenbewirtschaftung vermitteln, freut er sich. Auch die Möglichkeit, andere Betriebe und deren Umgang mit dem Boden kennenzulernen, stellt für ihn einen unschätzbaren Vorteil dar. Besonders beeindruckt ist Bogner von dem bayernweit einmaligen Engagement der Stadt Pfaffenhofen, die Landwirte in so hohem Maße und vielfältig bei ihren Bestrebungen um eine nachhaltige Landwirtschaft unterstützt. Auch bei Fragen rund um den Hopfenanbau unterstützt ihn die Bodenallianz umfassend.

Am meisten liebt Bogner aber sein Leben als Landwirt. Er sagt, „ich bin mein eigener Herr und kann in der Natur arbeiten“. Außerdem ist es für ihn jedes Mal ein „erhabenes Gefühl, die Pflanzen wachsen zu sehen“.

Ackerbau im Nebenerwerb – Peter Wilhelm schätzt die Bodenallianz als Gemeinschaft Gleichgesinnter

Früher lebten auf dem Haimerl-Hof in Wolfsberg auch Kühe und Schweine. Jetzt baut Peter Wilhelm auf dem Hof, der 1102 erstmals urkundlich erwähnt wurde, nur noch Getreide, Raps und Mais an. Der 56-jährige ist Nebenerwerbslandwirt und betreibt seinen Hof konventionell. Er ist trotzdem Bodenallianz-Mitglied der ersten Stunde und interessiert sich sehr für nachhaltige Landwirtschaft. Um die Artenvielfalt zu fördern, lässt er viele Blühflächen entlang seiner Äcker stehen.

„Ich dünge wenig, kompostiere mehr und spritze weniger“, erklärt er. Grundsätzlich ist für Peter Wilhelm auch eine Umstellung auf ökologischen Landbau denkbar, jedoch weiß er nicht genau, wie seine Hofnachfolge zu regeln ist und ist sich daher nicht sicher, ob sich eine Umstellung auch lohnt.

Wilhelm liebt sein Leben als Landwirt: „Ich genieße die abwechslungsreiche Tätigkeit und die freie Zeiteinteilung.“ Die Bodenallianz schätzt Wilhelm als eine „Gemeinschaft, die die gleichen Interessen hat und die die Umwelt verbessern möchte.“ Er kann sich auch gut vorstellen, mit Unterstützung der Bodenallianz künftig seine Erzeugnisse direkt vor Ort zu vermarkten und dabei vom Netzwerk der Allianz zu profitieren.

Schweine-und Hopfenbauer Josef und Marita Königer schätzen die Bodenallianz als wertvollen Impulsgeber

Josef Königer hat für die Region ums Pfaffenhofener Land einen typischen Betrieb: Er baut Hopfen an und hält 125 Muttersauen. Für heutige Verhältnisse ist das ein kleiner Betrieb, wenn man es mit den großen Ferkelproduzenten in den Niederlanden oder auch in Niedersachsen vergleicht. Entsprechend kurz ist die Wertschöpfungskette: Er liefert an einen Schweinemäster und einen Viehhändler in der Region.

Für manche Betriebe ist die Umstellung auf Ökolandbau vergleichsweise leicht umsetzbar: etwa für Grünlandbetriebe mit Milchviehwirtschaft und guter Randlage bzw. Alleinlage. Auch im Ackerbau ist mittlerweile so viel Praxiswissen vorhanden, dass jeder, der umstellen will, dafür gute Beratung und Praxistipps erhält. Aber es gibt Kulturen und Branchen, in denen eine Umstellung überaus schwierig ist. Das trifft insbesondere auf Hopfen und auf Schweinezucht zu. Beim Hopfen, einer Monokultur, besteht keine Möglichkeit zur Fruchtfolge, und die empfindlichen Pflanzen sind anfällig für zahlreiche Krankheiten und Schädlinge, vor allem Pilzbefall.

Die Schweinehalter wiederum sind ausgesprochen spezialisiert: Es gibt Halter von Muttersauen mit Ferkelaufzucht (wie Josef Königer) und Schweinemäster. Sobald sich ein Landwirt hier für die Umstellung entscheidet, müssten sich dem auch seine Partner und Abnehmer anschließen. „Würde ich umstellen, würde mir alles Bisherige wegbrechen“, ist daher ein häufig gehörtes Argument. Gegenüber der konventionellen Schweinehaltung braucht man über doppelt so hohe Preise, da muss man erst einen Partner finden der einem das dauerhaft bezahlen will. Dann kommt die nächste Unwägbarkeit: Die Anforderungen in der Ökobranche bei der Schweinezucht sind so verschieden von der konventionellen Haltung, dass meist nichts anderes bleibt, als einen neuen Stall zu bauen.

Abseits von den Grundvoraussetzungen spielen noch andere Faktoren eine Rolle: etwa ob ein Stall sowieso erneuert werden muss, oft sind die Stallungen gerade mal abbezahlt, und vor allem auch ob die junge Generation am Hof einsteigen will in die Landwirtschaft. Wen wundert es da, wenn Landwirte zögern? Kleine Schritte sind diesen Betrieben verwehrt, und eine große Umstellung birgt zu viele Unsicherheiten.

Bei Josef und Marita Königer sieht es momentan nicht danach aus, als ob die Kinder in den landwirtschaftlichen Betrieb einsteigen wollten. Josef bleibt da nur, sich im Rahmen dessen, was er macht, gut um die Tiere zu kümmern. Von "Qualität in Bayern" bis zur "Initiative Tierwohl" beteiligt er sich an mehreren Programmen. Er zeigt auch bereitwillig seinen Stall her, den er für eine artgerechtere Haltung und mehr Platz modernisiert hat: Die Tiere schauen gesund und munter aus. Seine Tiere bekommen zum Futter Mikroorganismen, und Meerrettichsaft für die Verdauung und Abwehrkräfte. In die Gülle packt Josef Steinmehl, mit den Mikroorganismen wird die Gülle für die Pflanzen besser verfügbar und er kann auf Mineraldünger weitgehend verzichten . Vorbeugenden Antibiotikaeinsatz gibt es am Betrieb nicht, dafür setzt er auf Homöophatie. Das sind die „kleinen Schritte“, die er gehen kann. „Schweine sind Nutztiere“, wer Fleisch isst, muss mit dieser Realität leben. Ich achte jeden, der sich entscheidet, auf Fleisch zu verzichten, also alle Veganer oder Vegetarier, das finde ich ehrlich. Die weiterhin Fleisch essen, müssen sich halt überlegen, welchen Preis es ihnen wert ist“. Nicht per Gesetz, sondern an der Ladenkasse wird entschieden ob ich auf Bio umstellen kann, meint er.

Ansonsten sieht er sich mit Systemzwängen und mit einem Markt konfrontiert, der seine Ferkel zu den üblichen (günstigen) Konditionen rege nachfragt.

Wolfgang und Michaela Hagls Pferdehof - Nachhaltigkeit und Regionalität sind ganz oben auf der Prioriätenliste

Wolfgang Hagl ist 2020 zum Bürgermeister von Hettenhausen gewählt worden. Nach sechs Jahren als Zweiter Bürgermeister ist ihm die Aufgabe nicht mehr so fremd. „Doch man muss sich immer wieder gedulden. Erst mal will man ja sofort die ganzen Vorhaben umsetzen, dann merkt man, ok, es dauert. Damit muss ich zurechtkommen. Was mich durch Corona stört, sind die fehlenden Besuche. Ich würde so gern zu den Bürgern gehen.“ Bürgernähe ist das A und O für Wolfgang Hagl, und Nachhaltigkeit kommt gleich danach. „Machen wir uns nichts vor, die letzten Jahre sind wir alle grüner geworden“, so der Politiker. Er gründet in der Gemeinde einen Natur-Umwelt-Energieausschuss, der diese Themen voranbringen soll.

Ganz oben auf seiner Prioritäten-Liste: Regionale Kreisläufe und Wertschöpfung – dabei will er nicht zwischen Ökolandbau und konventionellen Betrieben unterscheiden, sondern versöhnen und vermitteln.

Nachhaltigkeit: Das sind die Themen: Energie, Mobilität – wo jetzt mit Corona die Home Office-Plätze vielleicht einen Wandel bringen. Ganz konkret würde schon ein guter Radlweg einen wichtigen Beitrag leisten.

Auch das Management der Ausgleichsflächen soll sich verbessern. Damit die Flächen auch wirklich naturschutzfachlich Wirkung entfalten und nicht einfach irgendwo ein paar Brachen sind, braucht es ein intelligentes Management und gezielte Mikrohabitate für Insekten und Biodiversität. Vielleicht ist aber auch dafür schon eine Lösung in Sicht. Sohn Max, der in München eine Ausbildung als Landschaftsgärtner macht, zieht es auch schon wieder zurück in heimische Gefilde.

Seit dem Bürgermeisteramt ist am Pferdehof die Frau Chefin. Das war sie vorher auch, aber jetzt bleibt schon viel an ihr hängen. Seit über 30 Jahren haben sich die Hagls auf Pferdehaltung spezialisiert. 55 Tiere sind bei ihnen untergebracht. Wahlweise in Boxen oder im sogenannten Bewegungsstall. Der Bewegungsstall oder – je nach Anbieter auch Aktivstall genannt – zwingt die Pferde dazu, einen 300 Meter langen Weg zurückzulegen, damit sie eine Futterration bekommen. Gefüttert wird Hafer oder Müsli, je nachdem, was die Tiere jeweils brauchen. Dabei sind die Rationen sehr klein, etwa 100 Gramm pro Fütterung. Für die Pferde ist das ebenso gesund wie für uns Menschen, wenn wir uns den Magen nicht so voll schlagen. Wichtig ist jedoch, dass immer für alle genügend Heu da ist.

Es war eine Nische, die die beiden gefunden haben, sie ermöglicht ihnen ein Auskommen und extensives Wirtschaften. Ob da vielleicht auch bald eine Biozertifizierung ansteht? Viel scheint nicht dagegen zu sprechen.

Für die andern Landwirte wünscht er sich die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, unternehmerisch zu handeln, auch mal ein Risiko einzugehen – und noch einmal regionale Kreisläufe.

Hier gibt es mehr Informationen zur Bodenallianz.

Autor:

PAF und DU Redaktion aus Pfaffenhofen

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