Das Jugendparlament wird neu gewählt
Ideen aus den Köpfen Jugendlicher

Louis Macchi, Pascal Altendorf, Paula Stahl, Laura Gnann und Victoria Gallus (v. l. ) standen am Dirt Park dem PAFundDU-Bürgermagazin Rede und Antwort.
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  • Louis Macchi, Pascal Altendorf, Paula Stahl, Laura Gnann und Victoria Gallus (v. l. ) standen am Dirt Park dem PAFundDU-Bürgermagazin Rede und Antwort.
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Wenn die Jugendlichen in Pfaffenhofen im Dezember ein neues Jugendparlament wählen, endet die zweijährige Amtszeit der derzeit amtierenden Pfaffenhofener Jungparlamentarierinnen und -parlamentarier. Das PAFundDU-Bürgermagazin hat mit fünf der 15 Vertreterinnen und Vertreter der jungen Menschen über ihre Erfolge, Erfahrungen, Schwierigkeiten und über ihre Zukunft gesprochen. Offen berichten die jungen Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener über Begegnungen mit dem Stadtrat und über die Gefühle, wenn Projekte scheitern oder erfolgreich realisiert werden.

Wie eine kleine Familie

„Ich kann irgendwie gar nicht glauben, dass es jetzt schon vorbei ist“, sagt Jugendparlamentarierin Laura Gnann nachdenklich. Mit ein wenig Wehmut und Trauer, aber auch mit Stolz sitzt die 21-jährige in der abendlichen Herbstsonne am Fuße des Dirt Parks. Der Ort für unser Gespräch ist nicht zufällig gewählt, ist doch der beliebte Parcours für Mountain- und Dirtbikes eines der augenfälligsten und größten Projekte, die ein Jugendparlament in den vergangenen Jahren umgesetzt hat. Auch Pascal Altendorf merkt man ein wenig Wehmut an, wenn er auf seine Amtsperiode zurückblickt. „Das JuPa ist schon fast wie so eine kleine Familie geworden, mit der man zusammengewachsen ist“, fasst der 20-jährige seine Gedanken zusammen und blickt aber auch gleich in die Zukunft: „Ich hoffe, dass wir einen guten Job und Öffentlichkeitsarbeit geleistet haben und ich hoffe, dass wir dann genau so viel vom nächsten Jugendparlament hören werden.“ JuPa-Kollege Louis Macchi (18) ergänzt: „Ich hoffe, dass sich da wirklich Leute finden, die Lust darauf haben und dass das nächste Jugendparlament Unterstützung erfährt.“

Ernst genommen

Wer im Jugendparlament der Stadt Pfaffenhofen mitmachen will, muss in der Stadt wohnen oder hier zur Schule gehen und zwischen 14 und 21 Jahre alt sein. Wobei das Alter keine Rolle spielt, wenn es um das Stimmrecht im JuPa geht oder darum, dass man ernst genommen wird, was Victoria Gallus bestätigt, die mit 17 Jahren die jüngste in der Runde ist. „Ich fühle mich genauso alt, wie die anderen. Wir sind alle auf einer Ebene. Ich fühle mich immer ernst genommen, wenn ich etwas sage.“ Dieses ernst genommen werden gilt auch für das Verhältnis der Jugendparlamentarier zu den Bürgermeistern oder zum Stadtrat. Und es schwingt Stolz mit, wenn die fünf von den Projekten berichten, die sie umsetzen konnten. „Manchmal sind unsere Anträge nicht so zu einhundert Prozent übernommen worden, wie wir uns das gewünscht haben“, berichtet Pascal. „Aber ich bin froh darüber, dass alle Anträge, die wir gestellt haben, umgesetzt wurden. Es wurde keiner abgelehnt.“

Tabuthema öffentlich

Eines der Projekte, auf die die Jugendparlamentarier am meisten stolz sind, ist behaftet von vielen Tabus. Die 18-jährige Paula Stahl erzählt, wie es war, zusammen mit dem JuPa-Kollegen Pascal Altendorf vor 30 Stadträtinnen und Stadträten über das Thema Menstruation zu sprechen. „Ich hatte da schon so meine Hemmungen. Ich habe mir gedacht, okay das ist jetzt nicht unbedingt ein Thema, über das man mit Erwachsenen, die man nicht kennt, als erstes sprechen würde. Aber es ist überraschend positiv aufgenommen worden. Ich glaube für viele war das bestimmt das erste Mal, mit so einem Thema öffentlich zumindest konfrontiert zu werden.“ Pascal und Paula konnten alle Stadträtinnen und Stadträte überzeugen und so wurden in den Toiletten der Mittelschule Spender für kostenlose Menstruationsartikel aufgehängt. Erfolg kommt aber nicht von ungefähr, erklärt Laura Gnann. „Natürlich sind wir zu großen Teilen erwachsen. Aber man wird so richtig ernst genommen, wenn man wirklich dafür steht und das so richtig mit Stolz präsentiert.“

Gemeinsam vorbereiten

Dazu kommt, dass die Projekte des JuPa immer gemeinsam mit der Beratung der Stadtjugendpflege gut vorbereitet waren. Das geschah auf den regelmäßigen Sitzungen und Klausuren, die, als es die Corona-Lage erlaubte, auch wieder gemeinsam stattfinden konnten. „Wir sind dann Campen gegangen für ein Wochenende. Ich fand das toll, die Erfahrung, wenn man sich halt erstmal neu kennenlernt, aber das sofort eigentlich geklickt hat bei so ziemlich jedem. Wir sind super schnell zusammengewachsen und waren an diesem ersten Wochenende auch sehr produktiv“, erinnert sich Paula.

Im Kleinen

Doch neben den großen Projekten, wie Fahrradreparaturstationen oder dem Statement zum Pfaffenhofener Klimaschutzkonzept 2.0, sind es vor allem die kleinen Projekte, die die Jugendparlamentarier erfüllen, sagt Victoria. „Da waren zum Beispiel die Filmeabende mit den ukrainischen Jugendlichen oder der ,Clean Your Street Day‘, etwas, wo wir einfach zusammen als Jugendparlament irgendwas kleines gemacht haben. Das fand ich immer sehr schön, weil man da merkt, ich mache wirklich hier etwas.“

Grenzen erkennen

Doch die Jugendparlamentarier mussten auch lernen, persönliche Grenzen zu erkennen, berichtet Laura. „Da sind auch Kapazitätsgrenzen von 15 Jugendlichen, die alle noch irgendwie versuchen, Ausbildung, Studium, Schule und alles Mögliche andere unter einen Hut zu bekommen. Da lernt man, so viel kann ich geben und so viel kann ich vielleicht nicht mehr geben.“ Das gilt auch für Momente, in denen lange geplante Projekte scheitern. Louis hat in solchen Augenblicken die Gemeinschaft im JuPa geholfen. „Das ist ja überall der Fall. Und dann kann man darüber reden oder man lernt damit umzugehen. Ich glaube dass man aus allen Erfahrungen, die wir im Jugendparlament gemacht haben, wirklich einen großen Nutzen ziehen kann.“ Und Laura ergänzt: „Aber das heißt ja nicht, dass es umsonst war. Alle unsere Ideen, unsere Brainstormings und so weiter sind immer noch gespeichert und in unseren Köpfen drin. Die kann man auch irgendwann wieder rauskramen.“

JuPa und dann?

Die fünf jungen Menschen in der Herbstsonne klingen sehr erwachsen. Denn in den zwei Jahren haben sie viel gelernt, was die organisatorischen Fähigkeiten zum Beispiel bei Projekten angeht, was es heißt, für eine Meinung einzustehen und sich zu engagieren. Einmischen – so wie der Slogan des Jugendparlaments lautet – wollen sich alle fünf auch in Zukunft. Victoria denkt darüber nach, noch einmal zu kandidieren. Laura möchte auch „in dieser Richtung“ weitermachen. Pascal ist immer noch begeistert, „Menschen zusammen zu holen und etwas bewirken zu wollen.“ Er weiß aber noch nicht, wohin ihn das Leben in naher Zukunft führen wird. Paula ist nach der Berlinreise des Jugendparlaments so begeistert, dass sie ein Freiwilliges Soziales Jahr bei einem Bundestagsabgeordneten machen wird. „Das ist natürlich eine Chance, die sich durch das Jugendparlament eröffnet hat. Ich kann mir das vorstellen, weiter in dieser Richtung zu machen, weil es mir total Spaß macht, Projekte anzustoßen und daran zu arbeiten“, schwärmt sie.

In die Köpfe schauen

Doch die Jugendparlamentarier profitieren nicht nur persönlich vom JuPa. Louis erklärt, warum das Jugendparlament für die Stadtfamilie so wichtig ist: „Ich glaube nicht, dass der Bürgermeister oder der Stadtrat in die Köpfe der Jugendlichen schauen, die sich zu Hause denken, boah das wäre cool, wenn wir das oder jenes hätten. Wenn man da irgendwie Ideen hat oder Dinge gerne hätte, dann ist das Jugendparlament wirklich die richtige Adresse, das mit Freunden oder zu Freunden werdenden Menschen umzusetzen.“ Und Laura fügt hinzu: „das ist halt ein super Anlaufpunkt, sich in der kleinen Stadt zu beteiligen und einzumischen. Das Jugendparlament, also dass man das nicht falsch versteht, man muss hier nicht Berge versetzen und man muss hier nicht politisch komplett den Durchblick haben.“

Das gesamte Interview gibt es als Audio-Podcast unter pfaffenhofen.de/jugendparlament/#podcast

Autor:

PAF und DU Redaktion aus Pfaffenhofen

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