Von der Turnerwehr zur Feuerwehr: Über 150 Jahre im Einsatz für die Menschen

Übung der Pfaffenhofener Feuerwehr mit der ausziehbaren Leiter an der 1906 abgebrochenen alten Stadtschreiberei.
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Im 19. Jahrhundert wurde dem Brandschutz im Königreich Bayern zunehmend Bedeutung zugemessen. Zahlreiche strohgedeckte Gebäude in den kleinen Städten und Dörfern und unsichere Rauchfänge bildeten ein großes Risiko für die Sicherheit der Bevölkerung. Aus diesen Überlegungen heraus setzten sich die bayerischen Könige für die Verbesserung des Brandschutzes ein, König Ludwig II. übernahm 1881 das Protektorat über die bayerischen Feuerwehren.

Brandbekämpfung vor der Zeit der Freiwilligen Feuerwehren

Schon in früheren Jahrhunderten wurde in der Stadt auf die Brandbekämpfung großer Wert gelegt. Ein Mitglied des aus 6 Personen bestehenden inneren Rats versah ein entsprechendes Referat und hatte insbesondere auf die Sicherheit der Rauchfänge zu achten. Wiederholt wurden seitens der Stadt Feuerordnungen erlassen und 1781 erstmals eine Feuerspritze angeschafft. Im Ernstfall mussten die Bürger bei einem Brand mithelfen und mit ledernen oder strohernen Eimern, die seitens der Stadt mit Vergabe des Bürgerrechts ausgehändigt wurden, Wasser aus dem Stadtgraben oder nahe gelegenen Weihern zum Brandplatz bringen. Noch bis in das 19. Jahrhundert hinein war man auf diese einfachen Mittel angewiesen. Großfeuern wie dem Brand vom 30. Juni 1813 am Hauptplatz, der mehrere Brauerei- und Wirtschaftsgebäude einäscherte, stand man trotz aller Bemühungen machtlos gegenüber.

Die Anfänge in Pfaffenhofen: Von der Turnerwehr zur Feuerwehr
Zunächst kam es in Großstädten zur Errichtung von Freiwilligen Feuerwehren, um die Brandbekämpfung in bessere Hände zu legen. In Pfaffenhofen ist die Einrichtung der Feuerwehr untrennbar mit der Gründung des MTV Pfaffenhofen verbunden. Im Jahr 1862 wurde neben dem Turnverein auch eine „Turnerwehr“ gegründet, die auf Regierungsbeschluss 1865 in „Freiwillige Feuerwehr“ umbenannt wurde. Mittels einer Druckspritze, deren Pumpwerk von acht Mann mit Muskelkraft bedient werden musste, bekämpften die Mitglieder anfangs Brände in der Stadt und der Umgebung. Unter dem Gründungsmitglied und langjährigen (seit 1869) Kommandanten Karl Aicher (1845-1898) entwickelte sich die Pfaffenhofener Feuerwehr zu einer wichtigen Einrichtung, die auch in den ersten Jahren ihres Bestehens vor große Aufgaben gestellt wurde.

Frühe Großeinsätze
Im November 1869 kam es in der nahe gelegenen Gemeinde Förnbach zu einem großen Brand, der 16 Firste, davon 8 Wohnhäuser, vernichtete und 10 Familien obdachlos machte. Die Gemeindeverwaltung dankte insbesondere der Feuerwehr Pfaffenhofens, durch deren „angestrengteste und aufopfernde Thätigkeit“ noch größerer Schaden verhindert wurde.

Auch das Großfeuer beim Kramerbräu vom 8. März 1878 stellte die Feuerwehr vor eine große Herausforderung. Nachts um 11 Uhr stand das stattliche Anwesen von Lorenz und Marie Hirschberger in hellen Flammen. Durch die umsichtige Leitung durch Carl Aicher und dank des Einsatzes der Pfaffenhofener Feuerwehr, die mit 5 Spritzen angerückt war, und auswärtiger Floriansjünger gelang es, den Brandherd in den Griff bekommen und das Ausgreifen des Feuers auf die Nachbarschaft zu verhindern.

Die Feuerwehr im Jahr 1885
Die Feuerwehr Pfaffenhofen hatte sich durch ihre Einsätze bei zahlreichen Bränden in Stadt und Umland einen guten Namen gemacht. In seinem Bericht gab Kommandant Aicher auf der traditionell am 6. Januar stattfindenden Jahreshauptversammlung 1886 einen Rückblick auf das abgelaufene Jahr. Der Personalstand inkl. der Chargirten (Offiziellen) und Hornisten betrug 180 Mann, die in 3 Zügen zu je 2 Sektionen eingeteilt waren. Neben drei Bränden auf dem Land gehörte noch als „außerordentliche Dienstleistung“ die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung anlässlich der Primizfeier von Michael Gerhauser im Sommer 1885 zum Jahrespensum.

Erweiterung der Tätigkeitsfelder
Die klassische Brandbekämpfung bildete für lange Zeit das wesentliche Aufgabenfeld der Pfaffenhofener Feuerwehr. In den letzten Jahrzehnten traten zahlreiche neue Herausforderungen wie die Personenrettung, die Verkehrssicherung und die stetige Qualifikation der Mitglieder hinzu, die von den Mitgliedern ein großes Engagement, vielfältige Weiterbildung und einen starken Zusammenhalt erfordern, der im Leitsatz der Feuerwehren verewigt ist: „Retten, löschen, bergen, schützen“.

Autor:

Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen

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