Halbzeit bei der Pfaffenhofener Lesebühne

Debütromane im Doppelpack: Caroline Wahl stellte ihr Buch „22 Bahnen“ vor und Cécil Joyce Röski ihren Roman „Poussi“.
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Mit fünf sehr unterschiedlichen Lesungen ist am vergangenen Wochenende die zehnte Pfaffenhofener Lesebühne gestartet. Das literarische Spektrum reichte vom Pfaffenhofener Bestseller-Autor Steffen Kopetzky, über zwei junge Debütautorinnen, Caroline Wahl und Cécil Joyce Röski bis hin zu Lesungen von Tobias Schlegl und Daniel Speck.

Zum Auftakt der Lesebühne 2023 hatte am Donnerstag Steffen Kopetzky vor vollem Haus seinen neuen Roman „Damenopfer“ über das Leben der deutsch-russischen Revolutionärin Larissa Reissner vorgestellt. Er begeisterte die Zuhörerinnen und Zuhörer mit spannenden Auszügen aus seinem Buch und nahm die Gäste mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit, mitten hinein in die Turbulenzen der 20er-Jahre mit einem Personal, das viele bekannte Persönlichkeiten aus der Zeit umfasst.

Debütromane im Doppelpack

Am Freitagabend las Caroline Wahl aus ihrem Debütroman „22 Bahnen“. Die Zuhörerinnen und Zuhörer konnten die Welt durch die Augen von Tilda, der jungen Protagonistin erleben, die in einem Alltag aus Alkoholsucht der Mutter und liebevoller Fürsorge um die kleine Schwester Ida gefangen ist. Die Geschichte sei nicht autobiografisch, so Wahl, sondern inspiriert durch andere starke Mädchenfiguren in der Literatur. Ihr Buch sei eine Emanzipationsgeschichte zweier Schwestern, die sich „durchboxen“ müssten und sich doch nach Normalität sehnten. Wahl verriet, dass ihr die Namenswahl der Hauptfiguren besonders Spaß mache: Wie passend, dass „Tilda“ von „Mathilda“ kommt und „Kämpferin“ bedeutet. „22 Bahnen“ wurde kürzlich zum Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels gekürt.

Auch die junge Autorin Cécil Joyce Röski stellte an diesem Abend ihr Debüt vor: „Poussi“, ihren Roman über Sexarbeit, hatte Röski bereits in ihrer Zeit als Lutz-Stipendiatin 2021 im Flaschlturm begonnen. Außergewöhnlich ist die fantasievolle Kunstsprache ihrer Protagonistin „Ibli“, die im Bordell lebt und anschafft. Diese neue Sprache verwende sie, um nicht in Klischees zu verfallen, so Röski, denn die Erfahrungen in dem Milieu seien sehr individuell. Röski hat sich lange mit dem Rotlichtmilieu auseinandergesetzt – inklusive Recherche vor Ort. Inspiriert wurde sie durch ihre eigene Familiengeschichte, in der es auch „Luden“ und Prostituierte gegeben hatte. Für das Romanprojekt wurde Röski mit dem Retzhofpreis für junge Literatur 2020 ausgezeichnet.

Interaktive Lesung mit Tobias Schlegl

Mithilfe eines Gasts aus dem Publikum, den er auf die Bühne holte und mit vorbereiteten Moderationskarten die Interviewer-Rolle übergab, wurde die Buchvorstellung von „Strom“ des ehemaligen Moderators und Rettungssanitäters Tobias Schlegl am Samstagabend eine besonders lebhafte und interaktive Lesung. Was er über seine Tätigkeit auf der Demenzstation berichtete, ging unter die Haut. Der Pfleger Frank, der im Buch über Leben und Tod seiner Patienten entscheidet, stehe stellvertretend für alle Pfleger, die zu Tätern werden – was häufiger passiere –, so Schlegl. Hinter der spannenden Handlung stehe die Frage nach dem Wert des Lebens, ob ein Leben mit schwerer Demenz noch lebenswert sei und ob man darüber urteilen dürfe. Sein Roman sei keine Kritik an Pflegekräften, sondern an den Missständen in der Pflege: Zeitnot, Überarbeitung und vor allem fehlende Supervision.

Zeitreise ins Indien der 60er-Jahre

Am Sonntagabend las der bekannte Münchner Schriftsteller und Drehbuchautor Daniel Speck („Bella Germania“) unterhaltsame Ausschnitte aus seinem druckfrischen Roman „Yoga Town“ vor, an dem er ungefähr zwei Jahre gearbeitet hatte.
Die Geschichte beginnt mit der Protagonistin Lucy, einer Yogalehrerin, deren Mutter Corinna, verschwindet. So landet das Publikum im Jahr 1968, als Lou (Lucys Vater), sein Bruder Mark, Corinna und Marie (die damalige Freundin von Lou) nach Indien reisten und dort im Ashram von Guru Maharishi die Beatles trafen. Doch Lucys Onkel Mark kam nicht aus Indien zurück. Der Grund seines Todes ist unklar: Tropenkrankheit, Überdosis und Selbstmord werden Lucy im Laufe ihres Lebens als Todesursache genannt. Aber was genau ist geschehen?

Speck, der eigene Bilder von seiner Reise nach Indien mitgebracht hatte, erzählte, dass die Beatles damals durch Meditation die Welt verändern wollten und diese Sehnsucht nach Frieden verbinde die Zeit damals mit der Zeit von heute. Er habe jeden Tag meditiert, als er dieses Buch geschrieben hatte und aus der Stille die Geschichte entwickelt hat, so Speck auf die Frage, woher er seine Inspiration für seine Bücher nehme.

Programm für das zweite Wochenende

Auch am kommenden Wochenende können sich Lesefreunde auf vier Veranstaltungen freuen. Bei Alena Schröder wird es nachdenklich: Sie erzählt nach ihrem Sensationserfolg „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“, die Geschichte weiter. In ihrem zweiten Roman „Bei euch ist es immer so unheimlich still“, der erneut auf der Spiegel-Bestsellerliste steht, schreibt sie über die Last jahrzehntelangen Schweigens und den Mut, dieses zu brechen.

Spannend, lustig und absolut hamburgisch wird es bei Kester Schlenz und Jan Jepsen, die ihre gemeinsam verfassten Krimis „Der Bojenmann“ und „Der Schattenmann“ von der Elbe an die Ilm bringen. Auch die diesjährige Lutz-Stipendiatin Christina Piljavec, die im September in den Flaschlturm eingezogen ist und dort an ihrem Zwischenfall arbeitet, gestaltet einen Abend und wird aus ihren Projekten lesen.

Den Abschluss der zehnten Pfaffenhofener Lesebühne macht die WDR-Moderatorin und Stern-Kolumnistin Christine Westermann mit ihrem neuen Buch „Die Familien der anderen“. Darin erzählt sie aus ihrem eigenen Leben als Leserin und Buchempfehlerin. Die Lesung ist bereits ausverkauft, es gibt jedoch eine Warteliste.

Alle Informationen zur Lesebühne sind unter pfaffenhofen.de/lesebuehne zu finden.
Die Veranstaltungsreihe wird von der Buchhandlung Osiander gefördert.

Tickets

Tickets gibt es im Kultur- und Tourismusbüro, Hauptplatz 47 in Pfaffenhofen, montags bis freitags 13.30 bis 17 Uhr oder online auf okticket.de unter „Pfaffenhofener Lesebühne“. Der Eintritt kostet im VVK 12 Euro (erm. 10 Euro) und an der Abendkasse 14 Euro (erm. 12 Euro). Die Veranstaltungen finden im Festsaal des Rathauses statt und beginnen jeweils um 20 Uhr, Einlass ist ab 19.15 Uhr.

Autor:

Kulturamt Pfaffenhofen aus Pfaffenhofen

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