Musikgeschehen im 19. und frühen 20. Jahrhundert
Stadttürmer als Wegbereiter der Stadtkapelle

Mitglieder der Stadtkapelle mit ihrem Dirigenten Anton Schöttl (ca. 1927)
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  • Mitglieder der Stadtkapelle mit ihrem Dirigenten Anton Schöttl (ca. 1927)
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Das runde Jubiläum der Pfaffenhofener Stadtkapelle bietet einen willkommenen Anlass, auf ihre Vorläufer und frühere Entwicklungen des musikalischen Geschehens der Stadt zu blicken. Schon im 19. Jahrhundert gab es hier hoch qualifizierte Musiker, die für anspruchsvolle Konzerte sorgten und Konzerte veranstalteten.

Die Bedeutung der Stadttürmer für das musikalische Geschehen
Die in Pfaffenhofen seit dem 17. Jahrhundert nachweisbaren Stadttürmer hatten zunächst die Aufgabe, bei drohender Gefahr durch heranziehende Soldaten oder bei Feuersbrünsten mit einer Trompete Alarmsignale zu geben. Zunehmend übernahmen sie die Gestaltung von kirchlichen Feiern wie Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen und spielten zur Kirchweih und auf anderen Festen. Der Türmer Johann Anton Dopplmayr und sein Nachfolger Johann Georg Reichel waren im 18. Jahrhundert für ihre hohe Musikalität bekannt.

Der Stadttürmer Karl Nast und seine Kapelle
Der aus der oberpfälzischen Stadt Eschenbach stammende Karl Nast bewarb sich im Jahr 1838 erfolgreich auf die frei gewordene Stelle als Stadttürmer in Pfaffenhofen. Zuvor bereits als „Hautboist“ tätig, brachte er viele Impulse nach Pfaffenhofen. Er beherrschte neben der Oboe auch weitere Instrumente wie Trompete oder Violine und hatte sowohl ernste als auch Unterhaltungsmusik in seinem Programm. Nast baute neben einem Streichquartett auch eine Kapelle auf, die über Pfaffenhofen hinaus bekannt war. Regelmäßige Blasmusikkonzerte und Konzertabende, die gemeinsam mit der 1847 gegründeten Liedertafel veranstaltet wurden, bereicherten das kulturelle Geschehen Pfaffenhofens.

Ausbildung des musikalischen Nachwuchses
Karl Nast kümmerte sich stets um frische Kräfte, um das Niveau seiner Kapelle sicherzustellen. Einige seiner Schüler, wie Adam und Bartholomäus Finsterer oder Anton Freundl waren hervorragende Blechmusiker, Andreas Finsterer und Johann Kuttentreyer als Klarinettenspieler sehr geschätzt. Sie alle waren auch Mitglieder der späteren Kapelle Finsterer. Diese setzte nach dem 1873 erfolgten Ableben von Karl Nast die musikalische Tradition der Kapelle Nast über mehrere Jahrzehnte erfolgreich weiter.

Die Kapelle Finsterer hatte bis zum Ersten Weltkrieg (1914–1918) ein breites Spektrum zu bieten. Neben einem Streichquintett, das sich aus den „Gebr. Finsterer und Kollegen“ zusammensetzte, waren Märsche, Salonmusik, Walzer und Polka auf Bällen und Feiern beliebt. Musikmeister Alois Finsterer veranstaltete „Mittagskonzerte“, um ein neues Publikum zu gewinnen, und komponierte zahlreiche Stücke für Klarinette. Schellackaufnahmen aus der Zeit um 1910 dokumentieren das umfangreiche Schaffen des Ensembles.

Neuanfang nach dem Ersten Weltkrieg und der Weg zur Stadtkapelle
Der Erste Weltkrieg bedeutete auch für das musikalische Geschehen einen tiefen Einschnitt. Nach dem Krieg lebte der Betrieb jedoch schnell wieder auf, als vor allem die Liedertafel ab 1919 mit Aufführungen an die Öffentlichkeit trat. Der seit 1905 in Pfaffenhofen wirkende Musikmeister Anton Schöttl förderte die Blasmusik und war wesentlich an der Gründung der „Stadtkapelle Pfaffenhofen“ im Jahr 1924 beteiligt, die in der Nachfolge der Gebrüder Finsterer das Musikleben seit 100 Jahren prägt.

Autor:

Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen

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