„Im Takte fest, im Tone rein“: Musik in Pfaffenhofen in früherer Zeit

Die bekannte Kapelle Finsterer begeisterte im weiten Umkreis mit ihrer vielfältigen und hochwertigen Musik (1910).
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Pfaffenhofen besitzt ein reichhaltiges und vielfältiges Angebot an musikalischen Veranstaltungen. Das Erlernen eines Instruments für den eigenen Gebrauch wie auch die individuelle Förderung besonders begabter Kinder und Jugendlicher wird in der Stadt durch qualifizierte Musiklehrer und Berufsmusiker ermöglicht. Daneben besitzt auch der Chorgesang eine lange Tradition. Das heutige Musikspektrum erwuchs jedoch aus kleinen Initiativen, die auf einzelne Personen zurückgingen.

Musikpflege durch Stadttürmer, Lehrer und Geistliche

Für Musik in Pfaffenhofen war bis in das 19. Jahrhundert hinein im Wesentlichen der Stadttürmer zuständig. Oft mit einer überdurchschnittlichen musikalischen Qualifikation ausgestattet sorgte er für die Umrahmung von Gottesdiensten oder weltlichen Feierlichkeiten. Unterstützt wurde der Stadttürmer ab dem 19. Jahrhundert insbesondere durch die Lehrer, die als Organisten fungierten, die Geistlichen der Stadtpfarrei und später die "städtischen Musikmeister".

Türkische Musik: „New wave“ in der Biedermeierzeit

Dominierend waren neben der kirchlichen Musik zur Umrahmung der Gottesdienste auch die Unterhaltungsmusik von auswärtigen Musikern und Kapellen sowie militärische Märsche. Einen neuen Impuls gab es im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der „türkischen Musik“. Vor allem die junge Generation brachte diese Stilrichtung mit orientalischen Elementen auch in die Stadt Pfaffenhofen, wo sie jedoch in den Ohren der Älteren als fremdartig empfunden wurde und nur ein kurzes Stelldichein gab.

Entwicklungen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts

Nachwirkende Impulse gab es vor dem Hintergrund der Revolutionsjahre 1848 und 1849, die der Pflege des deutschen Liedguts zu einem Aufschwung verhalfen. In dieser Zeit kam der damalige Pfaffenhofener Lehrer Anton Thoma mit einigen Sangesfreunden auf die Idee, einen Verein zur Pflege des deutschen Liedes zu gründen. Die damalige Initiative mündete in die Bildung des „Liederkranzes“, der seitdem, heute als Liedertafel, das musikalische Geschehen in der Stadt mit prägt.

Erste Musikkapellen in Pfaffenhofen

Neben den musikalischen Impulsen durch den Liederkranz gingen von Stadttürmer und Chorregent ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wichtige Initiativen zur Aufführung von Vokal- und Instrumentalmusik in der Stadt Pfaffenhofen aus. Neben den gerne gehörten Märschen war schmissige Tanzmusik bei Vereinsfeiern und Hochzeiten weit verbreitet.
Zuständig hierfür war vor allem der Pfaffenhofener Stadttürmer Karl Nast, der, auch in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Chorregenten, zahlreiche Konzerte organisierte. Nast gründete auch unter seinem Namen die erste Tanzkapelle in Pfaffenhofen und sorgte für die Ausbildung des musikalischen Nachwuchses. 1868 ließ er bei einem Konzert seiner Schüler die beiden Klarinettenspieler Kuttendreier und Finsterer als Solisten auftreten. Beide wirkten später bei der Kapelle Finsterer mit, die nach dem Tod von Karl Nast im Jahr 1873 das musikalische Geschehen in der Stadt bestimmte, überregional bekannt wurde und sogar Schallplatten aufnahm.

Pfaffenhofener Musiker und Sänger machen Karriere

Die Förderung begabter Nachwuchsmusiker aus Pfaffenhofen trug bald Früchte. Stadttürmer und Musikmeister Karl Nast hatte einen Sohn gleichen Namens, der als Geiger Karriere machte. Karl Nast jun. (1839-1893) erhielt ein Engagement als Konzertmeister und „Großherzoglich-Badischer Hofvirtuose“ in Karlsruhe und wirkte dort über ein Vierteljahrhundert. Wiederholt trat er mit seiner Frau Adelheid, einer begabten Sängerin, auch in seiner Heimatstadt Pfaffenhofen auf.
Im frühen 20. Jahrhundert erlangte die aus Pfaffenhofen stammende Kupferschmiedtochter Louise Enzinger Popularität auch außerhalb Bayerns. Zunächst als Sängerin bei der Liedertafel erfolgreich gewann ihre Stimme in den folgenden Jahren so sehr an Qualität, dass sie beschloss, zur weiteren Ausbildung ihre Heimat zu verlassen. In Magdeburg, wo sie am Stadttheater auftrat, als erste Altistin am Stadttheater Krefeld und ab 1920 am Hoftheater Stuttgart erhielt sie hervorragende Kritiken für ihre Auftritte.

Autor:

Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen

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