Pfaffenhofen auf dem Weg zur Mobilitätswende

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Seit Anfang 2019 verkehren die Stadtbuslinien in Pfaffenhofen kostenlos. Egal ob Berufspendler, Bürger, Gäste, Schüler, Senioren, Mütter mit Kindern – wer mit einer der acht Linien durch die Stadt fahren will, kann einfach einsteigen und so weit fahren, wie er oder sie möchte, ganz ohne Ticket. Als der Stadtrat 2018 beschlossen hat, den Bus komplett kostenlos anzubieten, sorgte das weit über die Grenzen des Freistaats hinaus für viel Resonanz. Von allen Seiten gab und gibt es viel Lob für diese wegweisende Entscheidung. Und auch die Fahrgastzahlen haben sich kontinuierlich nach oben entwickelt, abgesehen von dem Dämpfer, der seit diesem Frühjahr durch den Ausbruch der Coronapandemie verursacht wurde. Die Stadt Pfaffenhofen hat ihr Stadtbuskonzept jetzt wieder auf den Prüfstand gestellt und zusammen mit den Menschen in der Stadt erarbeitet, welche Verbesserungen wo und wie nötig sind und gemeinsam mit Experten der DB Regio Bus ein neues verbessertes Konzept für den Stadtbus erarbeitet.

Stadtbus als Baustein
Pfaffenhofens Erster Bürgermeister Thomas Herker sieht den Stadtbus jedoch nur als einen Schritt von mehreren auf dem Weg zur Mobilitätswende. Er betont, „Die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger ist ein sehr dynamischer Prozess, in dem die Anbindung mit Bussen nur einer von zahlreichen Gründen ist, die Menschen dazu zu animieren das Auto auch mal stehen zu lassen oder den Zweit- oder Drittwagen vielleicht ganz abzuschaffen.“ Doch auf dem Weg zur umweltverträglichen Mobilitätswende weg vom Auto sind die öffentlichen Verkehrsmittel nur ein Baustein. Deshalb steht das Pfaffenhofener Stadtbuskonzept 2022 im Kontext mit anderen Maßnahmen, wie Sharing-Angeboten oder der Ausbau radfahrer- und fußgängerfreundlicher Infrastruktur.

Kostenlos und am Wochenende
Kern des neuen Stadtbuskonzepts: die bestehenden Linien werden der Nachfrage und den Bedürfnissen angepasst, zudem fahren die Busse ab 2022 auch das ganze Wochenende lang. Dabei bleiben alle Verbindungen kostenlos, sogar die bisher bezahlpflichtigen Rufbusse, die in die weiter entlegenen Ortsteile fahren, bietet die Stadt ein Jahr lang testweise kostenlos an. Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker sagte bei der Präsentation des Konzepts im Stadtrat, „Wir haben jetzt eine flächige Abdeckung nicht nur von Montag bis Freitag, sondern auch am Wochenende, also zu Zeiten, wie sie bisher nicht erreicht wurden.“

Die Bürger haben das Wort
Die Ziele des neuen Stadtbuskonzepts 2022 wurden unter Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger festgelegt. Das Kommunalunternehmen Stadtwerke Pfaffenhofen, das für den Stadtbusbetrieb verantwortlich zeichnet, hat dazu in den Sommermonaten 2019 eine Umfrage durchgeführt, deren Ergebnisse berücksichtigt wurden. So galt es unter anderem, die Linien montags bis freitags in einen 30-Minuten-Takt zu überführen, die am stärksten genutzte neue Hauptlinie 2 zwischen Bahnhof, Innenstadt, Ilmtalklinik und dem westlichsten Ortsteil Niederscheyern verkehrt zu diesen Zeiten sogar drei Mal stündlich. Damit kann die Strecke zwischen Bahnhof und Innenstadt entlastet werden, da nicht mehr alle Linien den Hauptplatz anfahren.

Überarbeitete Linien
Gleichzeitig wurde die Zahl der Linien von acht auf künftig vier verringert, von denen eine besonders wenig nachgefragte halbstündlich im Bedarfsverkehr unterwegs ist, was die Fahrzeit deutlich verkürzt, weil nur noch Haltestellen angefahren werden, an denen auch Fahrgäste zu- oder aussteigen. Auch werden die Strecken an die veränderten Bedürfnisse angepasst. Das heißt, es sind neue Haltestellen dazu gekommen und Gewerbegebiete oder neue Wohnsiedlungen werden angefahren.

Ortsteile besser anbinden
Ein weiteres wichtiges Ziel war die bessere Anbindung der Ortsteile. Hier bleibt es bei einem Rufbussystem mit zwei Linien, von denen eine in den Nordwesten der Stadt führt und die andere in den Nordosten. Weiterhin wird jeweils eine Linie werktags zwei Mal stündlich fahren. Verantwortlich für den Betrieb des Stadtbusses ist das Kommunalunternehmen Stadtwerke Pfaffenhofen. Dort zeichnet Matthias Stocker für den Betrieb der Stadtbusse verantwortlich. Er sagt, „die Rufbusse fahren nicht mehr in einer Schleife sondern auf einer Strecke hin und zurück. So bieten wir Fahrgästen in beiden Richtungen die Fahrt zu annehmbaren Fahrzeiten an. Neu ist auch, dass die Rufbusse jetzt ebenfalls samstags bis abends und am Sonntag verkehren.“

Geringe Investition
Das Stadtbuskonzept 2022 der Stadt Pfaffenhofen wird natürlich mehr kosten, als bisher. Das betrifft hauptsächlich die Betriebskosten durch die ausgeweiteten Fahrzeiten am Samstagnachmittag und am Sonntag. Die Investitionen bleiben dabei überschaubar. Lediglich drei neue Kleinbusse sind nötig, um alle Fahrten zu gewährleisten. Die Stadtwerke werden demnächst eine Tochtergesellschaft gründen, die für den Betrieb und für die Vergabe des Stadtbusbetriebs an Busunternehmen verantwortlich sein wird.

Kontinuierliche Verbesserungen
Bürgermeister Herker hält den zeitlichen Rahmen von zwei Jahren für den der Busbetrieb ausgeschrieben wird für ausreichend, um während dieser Zeit Erfahrungen zu sammeln und nötigenfalls auch schon während des Betriebs Anpassungen vorzunehmen. Doch bereits bevor das neue Stadtbuskonzept umgesetzt wird können sich die Fahrgäste über Verbesserungen freuen. So wurde auf Anregung von Betrieben aus dem Gewerbegebiet Sandkrippenfeld dort zum aktuellen Fahrplanwechsel im Dezember eine neue Haltestelle eingerichtet. Seit dem Sommer können die Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener in den Bussen kostenlos WLAN nutzen. Ein Projekt, das der Freistaat Bayern fördert.

Gesamtziel Mobilitätswende
Wenn es um eine komplette Mobilitätswende geht, ziehen in Pfaffenhofen viele Akteure aus ganz unterschiedlichen Bereichen an einem Strang. In der Stadtverwaltung sind das allen voran das Bauamt, die Abteilung für Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Aber auch private Initiativen, Unternehmen und nicht zuletzt die politischen Mandatsträger im Stadtrat sind für eine nachhaltige Mobilität zu begeistern, um der Autoflut zu begegnen. Zum Beispiel müssen Voraussetzungen geschaffen werden, dass Radfahrer bequem, schnell und sicher in der Stadt unterwegs sein können, um das Fahrrad als attraktives und alternatives Verkehrsmittel zu etablieren. (https://buergermelder.pafunddu.de/projects/neue-mobilitaet/)

Stadtwerke als Mobilitätsdienstleister
Eine wichtige Rolle beim Thema Mobilität spielen die Stadtwerke. Stadtwerkevorstand Stefan Eisenmann sieht sein Unternehmen auf einem guten Weg. „Wir haben zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern in den letzten zwei Jahren viele Ideen erarbeitet, von denen sich einige bereits in der Umsetzung befinden.“ So haben die Stadtwerke zunächst betriebsintern ein Car-Sharing Modell entwickelt, das inzwischen auch öffentlich genutzt werden kann. Alle Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener können verschiedenste Fahrzeuge reservieren und Stationen abholen und wieder zurückgeben, die im gesamten Stadtgebiet verteilt sind. Die jeweiligen Standorte werden inzwischen mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam festgelegt. Im städtischen Bürgermelder können Anwohner entsprechende Vorschläge unterbreiten. Seit Oktober 2020 finden alle Sharing-Kunden jetzt auch zusätzlich E-Lastenräder, -Bikes und –Roller in einer Sharing-Garage mitten im Stadtzentrum. Dort stehen die Fahrzeuge trocken, geladen und ausgestattet mit Zubehör zur gemeinsamen Verwendung bereit. (https://buergermelder.pafunddu.de/projects/carsharing/)

Mobilitätswerkstatt sammelt Ideen
2019 haben die Stadtwerke eine Mobilitätswerkstatt ins Leben gerufen. Alexander Schneider, der bei den Stadtwerken das Thema Mobilität betreut, beschreibt das Ziel der Aktion: „Es geht uns darum, Ideen zu sammeln, zu kanalisieren und in Projektgruppen mit den Bürgerinnen und Bürgern zusammen zu erarbeiten, wie sich die Ideen umsetzen lassen.“ Zum Start haben sich über 230 Menschen an einer Mobilitätswoche beteiligt. Im Nachgang wurden fünf Hauptthemen ausgearbeitet, die in Teams in mehreren Gruppen ausgearbeitet wurden. Wegen der Coronapandemie musste die Umsetzung einiger Ideen verschoben werden, wie beispielsweise dem probeweisen Verzicht von Bewohnern auf das eigene Auto und die Nutzung von Sharing Angeboten. Ein anderes Projekt läuft inzwischen erfolgreich: „Gelbe Säcke“ für den Verpackungsmüll werden in einem ganzen Stadtviertel nicht mehr von jedem Haushalt einzeln zum Sammelplatz gebracht, sondern von einem gemeinsam organisierten Entsorgungsdienst. Das spart Autofahrten und damit Stress und Ressourcen.

CO2 sparen
Wer in Pfaffenhofen ein Sharing-E-Bike oder ein E-Auto ausleiht, oder sein eigenes Fahrzeug an den Ladestationen lädt, der ist CO2-neutral unterwegs. Der Strom, der aus den Ladesäulen der Stadtwerke Pfaffenhofen fließt, ist zu 100% ökologisch erzeugt. Zehn derartige Ladepunkte gibt es bereits im Stadtgebiet. Dazu kommen noch Ladesäulen von Behörden und Gemeinden im Landkreis, die die Stadtwerke betreiben. Auch die Stadtwerke selbst stellen ihre eigene Flotte wo es möglich ist nach und nach auf Elektromobilität um.

Neue Wege schaffen
Die Menschen, die in Pfaffenhofen mit dem Auto unterwegs sind, legen sehr oft Strecken zurück, die kürzer sind als drei Kilometer. Hier stellt das Fahrrad eine attraktive Alternative dar, denn mit dem Rad lassen sich genau diese kurzen Strecken ebenso schnell oder sogar noch schneller zurücklegen. Damit die Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener sich aber gerne regelmäßig in den Sattel schwingen, braucht es sichere Wege. Die Stadt hat in den vergangenen Jahren zum Teil mit Fördergeldern des Bundes an stark befahrenen Straßen beidseitig Schutzstreifen und neue Wege angelegt, um den Radlern ein Überqueren der Straße oder das Fahren auf der Fahrbahn zu ersparen. Auch hier sind die Bewohner mit einbezogen und können online über den Radlradar Anregungen geben oder auf Missstände aufmerksam machen. (https://buergermelder.pafunddu.de/projects/radlradar/)

Klimaschutz und Lebensqualität
Bürgermeister Thomas Herker hat ein langfristiges Ziel vor Augen: „Wir wollen die Autos nicht aus der Stadt verbannen. Wir wollen aber die Menschen, die mit dem Auto in unserer Stadt unterwegs sind zum Nachdenken und zum Umdenken bewegen, damit sie vielleicht das Auto öfter stehen lassen oder irgendwann ganz darauf verzichten. Weniger Autos bedeutet auch weniger Abgase, weniger Lärm und leere Straßen und damit mehr Lebensqualität.“ Dieses Umdenken funktioniert aber nur, wenn die Alternativen zum Auto entsprechend attraktiv oder sogar noch attraktiver sind. Pfaffenhofen ist dabei auf einem guten Weg, weil es die Stadt versteht, auf den unterschiedlichsten Kanälen möglichst viele der Beteiligten in die Gestaltung der Mobilitätswende mit einzubeziehen.

Autor:

Bürgerservice Pfaffenhofen aus Pfaffenhofen

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