„Ihr wart kaum älter als wir“: Schüler gedenken mit Zeitzeugen auf dem Soldatenfriedhof

Beim Musikstück "Ich hatte einen Kameraden" salutierte Nikolaus Ostermeier
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Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7d waren tief beeindruckt, als Nikolaus Ostermeier (91) auf dem Soldatenfriedhof des Pfaffenhofener Friedhofs sichtlich bewegt seine Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg schilderte. Mit 17 Jahren war er zur Wehrmacht gekommen und hatte das Kriegsende schwer verwundet im Lazarett überlebt.

„Ihr wart kaum älter als wir und musstet schon euer Leben lassen“, las die zwölfjährige Julia Eichenlaub aus einem Text, mit dem die Schülerinnen und Schüler im Unterricht das Erinnern an die Gefallenen vorbereitet hatten. Außerdem hatten sie Schilder mitgebracht, auf denen Begriffe standen, wie „Zerstörung“, „Krieg“, „Hass“, „Trauer“ oder „Tote“.

Blumen erinnern
Die kleine Gedenkfeier stand unter dem Motto „Blumen gegen das Vergessen“, mit der der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge jedes Jahr eine Gedenkaktion auf großen Soldatenfriedhöfen in Frankreich, Italien usw. durchführt. Nikolaus Ostermeier aus Gundamsried ist einer der letzten noch lebenden Kriegsteilnehmer des Zweiten Weltkriegs. Zusammen mit den Schülern und deren Lehrerin Bianca Lehmann legten Ostermeier, Pfaffenhofens Altbürgermeister Hans Prechter und der stellvertretende Landrat Anton Westner Blumen und Kränze auf dem Soldatenfriedhof sowie auch am Grab der polnischen und russischen Kriegsgefangenen nieder. Die beiden Politiker betonten, wie wichtig es angesichts der zahlreichen Kriege auf der Welt ist, die Erinnerung wach zu halten.

Soldatenfriedhof
178 Gefallene, darunter mehrere unbekannte Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg in Pfaffenhofen ums Leben kamen, sind im Soldatenhain im Nordteil des städtischen Friedhofs in Altenstadt begraben. Viele davon waren noch ganz jung, gerade einmal 17 oder 18 Jahre alt. Nicht weit entfernt haben zehn polnische und 13 russische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter ihre letzte Ruhe gefunden, die zur Zeit des Naziregimes in Pfaffenhofen ihr Leben ließen.

Schwer verwundet
Tief bewegt, gab Nikolaus Ostermeier einen eindrucksvollen Einblick in die Zeit und die Geschehnisse, die er selbst als 17-Jähriger in den letzten Kriegstagen 1945 erleben musste. Er schilderte, wie ihn US-Soldaten mit vorgehaltenen Maschinenpistolen bedrohten und ihn zunächst für ein Mitglied der Waffen SS hielten. Erst ein Deutsch sprechender GI konnte die Situation klären. Nur wenige Augenblicke später erfolgte ein Angriff, bei dem der junge Wehrmachtsoldat durch drei Granatsplitter im Bein schwer verwundet wurde. Mit zitternder Stimme beschrieb er, wie er später im Lazarett von einem Arzt erfuhr, welch großes Glück er hatte, zu überleben. „Wenn die Verletzung noch größer gewesen wäre, dann wäre ich tot gewesen. Da bin ich zusammengebrochen“, erzählte er den Schülern. Zwei Monate später wurde er entlassen.

Engagement
Aus Dankbarkeit darüber, am Leben geblieben zu sein, und im Gedenken an die Gefallenen setzt er sich seit Jahrzehnten unermüdlich für die Kriegsgräberfürsorge ein und macht sich stark gegen den Krieg und für Versöhnung und Freundschaft. „Wir sind dankbar, dass wir seit über 70 Jahren in Frieden leben“, erklärte Ostermeier und appellierte nachdrücklich an die Jugendlichen, immer für den Frieden einzutreten.

Betroffenheit
„Es leben nur noch wenige, die den Zweiten Weltkrieg miterleben mussten“, betonte der stellvertretende Landrat Anton Westner, der selbst während des Krieges geboren ist und dessen Vater im März 1945 kurz vor Kriegsende gefallen ist. „Ich habe meinen Papa gar nicht gekannt“, erklärte Westner den Siebtklässlern.

Autor:

Bürgerservice Pfaffenhofen aus Pfaffenhofen

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