Impuls durch die Amerikaner - 1946 Initiative zum ersten Jugendzentrum in Pfaffenhofen

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Die Stadt Pfaffenhofen ist heute hinsichtlich der Einrichtungen für die Jugend sehr gut aufgestellt. Mit dem „Atlantis“, dem „Backstage“ und dem „Utopia“ finden Jugendliche Angebote vor, um ihre Freizeit sinnvoll verbringen, über Probleme reden zu können oder sich zu engagieren und eigene Ideen umzusetzen. Ein wichtiger Anstoß, sich um die Jugendlichen und ihre Anliegen und Interessen zu kümmern, ging dabei von der amerikanischen Besatzungsmacht aus, die in den Nachkriegsjahren erste Einrichtungen dieser Art schuf.

Jugend in der Obhut der Kirche
Noch im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Kirche eine wichtige Einrichtung, die sich der Jugendlichen annahm und darauf achtete, dass sie nicht vom rechten Lebensweg ankam. So waren der 1858 gegründete katholische Gesellenverein, der christliche Mädchenverein oder der Jungmädchenverein von 1930 einige unter der Kuratel der Kirche stehende Einrichtungen, die als Anlaufstelle für Jugendliche dienten, wo sie Gemeinschaft lernen, aber auch Theater spielen konnten.

Problemkreise in der Nachkriegszeit
Gerade in der Nachkriegszeit war es ein zentrales Anliegen von Stadt und Landkreis, die Kinder von der Straße zu holen und in Jugendheimen oder im Freien beim Sport Abwechslung unter Aufsicht zu bieten. Schlechte Filme, schmutzige Literatur aber auch Alkohol und Zigaretten sah man als größtes Gefährdungspotential an.
Die Lehrer des Landkreises wandten sich 1947 mit einem Aufruf an Eltern und Öffentlichkeit. Die Verwahrlosung der Jugend sei stark in Zunahme begriffen und nur mit Eltern und Lehrern gemeinsam könne es geschafft werden, der „Lockerung der guten Sitten“ entgegenzuwirken und die Kinder auf einen erfolgreichen Lebensweg zu führen.

Der Einfluss der US-Militärregierung in Pfaffenhofen
Die Amerikaner bestimmten in Pfaffenhofen seit Kriegsende in allen Bereichen das Geschehen in der Stadt. Ihr Blick fiel auch auf die Jugend und ihre Zukunft in einem neuen demokratischen Deutschland. Schon bald starteten die Besatzer Initiativen zur demokratischen Aufklärung und Unterhaltung der Jugendlichen.
Die Gründung eines „Jugend-Clubs“ im August 1946 erfolgte auf Anregung des Pfaffenhofener Gouverneurs, Capt. Cole, in Zusammenarbeit mit den städtischen Behörden. Ganz neue Freizeitaktivitäten boten die Amerikaner den Kindern und Jugendlichen: Baseball, Softball, Tischtennis und Boxen waren zum Großteil ganz unbekannte Sportarten, denen sich der Nachwuchs widmete. Auch die Seifenkistenrennen der Jahre 1948 und 1949 gehörten dazu.

Das Jugendheim am Sportplatz
Am Sportplatz richteten Stadt und Landkreis ein Jugendheim ein, das die verschiedenen Jugendgruppen nutzen durften: Die Vergabe der Räume mussten sich im Rahmen einer gemeinsamen Hausordnung die Jugendlichen der Naturfreunde, die Boxfreunde des Kolpingvereins, der Nachwuchs der Sportvereine, die St.-Georgs-Pfadfinder und die katholische Jugend teilen. Das „German Youth Activities“-Programm „GYA“ stattete die einzelnen Gruppen mit Sportausrüstung, Spielen, Liederbüchern und Kleidungsstücken aus.

Das „Amerika-Haus“ am Stadtgraben
Insbesondere für kulturelle, aber auch für sportliche Zwecke richteten die Amerikaner am Stadtgraben im dortigen Tierzuchtamt ein „Amerika-Haus“ ein. Dort fanden Filmvorführungen, Informationsveranstaltungen verschiedenster Art aber auch Sportveranstaltungen statt. Auch eine Jugendbücherei sollte den Nachwuchs von Schundliteratur und billigen Heften hin zu anspruchsvoller Lektüre bringen. Wichtigstes Anliegen war im Rahmen der „reeducation“ die Vermittlung der Demokratie gegenüber der Jugend, die noch unter dem Einfluss der NS-Jugendeinrichtungen „Hitler-Jugend“ (HJ) und „Bund Deutscher Mädel“ (BDM) stand.

Mehrere Anläufe seitens der Stadt ab den 1970er Jahren
Nach dem Abzug der Amerikaner aus Pfaffenhofen hatte die Stadt den Jugendlichen in 1960er Jahren beim Spital einen Raum überlassen, um sich zu gemeinsamen Unternehmungen treffen zu können. Wiederholt kam es hier jedoch zu unliebsamen Vorkommnissen, weshalb im Jahr 1972 die Gründung eines Jugendheims am Stadtgraben realisiert wurde. Dies war der Auftakt mehrerer städtischer Initiativen, dauerhafte und geeignete Lösungen für Jugendtreffs in der Stadt zu finden.

Autor:

Kulturamt Pfaffenhofen aus Pfaffenhofen

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