Familienmanagement in Coronazeiten
Im Gespräch mit Müttern (und Vätern)

Dr. Thomas Neißendorfer und seine Familie | Foto: privat
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Der neue Mutter(all)tag: Im Leitartikel des aktuellen Bürgermagazins kommen dieses Mal die Mütter (und Väter) zu Wort. Sie erzählen, wie sich der Alltag zu Hause mit der Pandemie verändert hat. Im Magazin konnten aus Platzgründen nur Auszüge der Interviews verwendet werden. Was die befragten Eltern im Gespräch mit der PAFundDU-Redaktion noch so alles Interessantes zu berichten hatten, ist im Folgenden nachzulesen.


Dr. Tatjana Lang, Tierärztin. Ihr Mann ist Lehrer am Schyrengymnasium. 2 Kinder: Quirin, 11 Jahre, Viktoria 14 Jahre waren in diesem Jahr nur eine Woche in der Schule.

Was hat sich für Sie mit der Pandemie im Berufs- und Familien-Alltag am meisten verändert?
Im Grunde hat sich für mich nichts grundsätzlich geändert. Ich arbeite als Tierärztin am Schlachthof, also in einem so genannten systemrelvanten Beruf. Für mich hat sich geändert, dass plötzlich immer jemand zuhause war. Ich fange am Schlachthof mitten in der Nacht an. Wenn ich dann vormittags nach der Arbeit nach Hause gekommen bin, dann war ich alleine, bin noch schnell mit dem Hund raus und habe mich dann hingelegt. Erst mittags sind die Kinder nach Hause gekommen. Jetzt ist da immer jemand da, wennn die Kids zuhause sind. Auch mein Mann ist als Lehrer jetzt mehr daheim. Ich kann mich schon noch hinlegen, aber es ist anders. Ich verbringe meine Freizeit nicht mehr alleine.
Was auch schwierig ist, ist unsere Internetanbindung. Wir haben keinen Glasfaseranschluss. Und wenn dann drei Videokonerenzen gleichzeitig laufen, dann wird das schwierig.

Wie gehen Ihre Kinder mit der Situation um?
Am Anfang fanden sie es cool nicht mehr in die Schule zu gehen. Jetzt würden sie gerne wieder in die Schule gehen, aber das geht ja nicht. Sie vermissen vor allem die sozialen Kontakte. Viktoria trifft nur eine einzige Freundin. Wir halten uns da an die Regeln. Quirin würde am liebsten den ganzen Tag am Computer zocken, aber das lassen wir ihn nicht. Er vermisst das Fußballtraining und würde sich gerne mit seinen Freunden treffen.
Insgesamt machen sie es aber sehr selbstständig. Wie gut sie es machen, das wird sich zeigen, wenn es wieder Noten gibt. Ich lege halt Wert darauf, dass sie in Mathe nicht den Anschluss verlieren und in dern Fremdsprachen die Vokabeln lernen. Denn das baut nach und nach darauf auf. In den anderen Fächern, wie Erdkunde oder Religion beginnt das jedes Jahr doch wieder neu – da ist das nicht so wichtig.
Was Corona angeht: Wir sind beide beim Roten Kreuz zum Beispiel im Schnelltestzentrum, wo ich die ganzen Dienstpläne organisiert habe. Mein Mann ist auch bei der Wasserwacht. Da kriegen unsere Kids schon viel mit und sehen das sehr entspannt. Wenn wir meine Mama besuchen, die schon über 70 ist, dann machen wir von allen vorher einen abstrich. Da gibt es auch keine Diskussionen. Und Treffen gibt es wie gesagt nur mit einem Freund oder einer Freundin. Da halten wir uns an die Regeln.
Als im Herbst Schule war, war das schwierig zu vermitteln. Im Bus und in der Schule siztzen sie in Gruppen zusammen und daheim sollen sie nur einen treffen. Da haben wir gesagt, wenn das im Garten ist, draußen, mit mehreren aus der gleichen Clique, wie in der Schule, dann haben wir das nicht gesehen.

Wie halten Sie die Familie „bei Laune“? Wie schaffen Sie Ausgleich?
(Lacht) Wir haben sofort Netflix abonniert. Ansonsten gibt es jetzt öfter gemeinsame Mahlzeiten. Die Kids bestimmen mit, was es zu essen gibt. Und wir reden zum Trost viel von unserem gemeinsamen Sommerurlaub, den wir hoffentlich machen dürfen.
Wir leben ja hier am Land in einer Doppelhaushälfte mit Garten, jeder hat sein eigenes Zimmer, da geht es uns schon gut. Anders als in der Großstadt, wo ganze Familien in kleinen Wohnungen aufeinander sitzen, auch noch ohne Balkon. Wir jammern auf hohem Niveau. Wir haben keinen Grund zu jammern.

Haben die Veränderungen durch die Pandemie auch positive Aspekte auf Ihr Familienleben – und welche?
Das Gute ist, dass wir jetzt mehr Zeit gemeinsam verbringen, wir spielen ein Gesellschaftsspiel oder schauen einfach auch mal abends zu viert auf dem Sofa Netflix. Was auch toll ist, dass wir am Wochenende jetzt öfter ausschlafen können, denn die BRK Dienst fallen jetzt weg. Da ist alles viel entspannter, es gibt keinen Terminstress und es bleibt mehr Zeit als Familie.


Dr. med. Thomas Neißendorfer, 44, selbstständiger Anästhesist, Rosiwtha Bauer, Anästhesistin 50% Teilzeit. 3 Kids: Emil (1) Anton (5) (beide im Burzlbaam), Sophia (12)

Was hat sich für Sie mit der Pandemie im Berufs- und Familien-Alltag verändert?

Was sich verändert hat, das sind die Relationen, was vorher normal war. Als Ärzte haben wir jetzt mehr Arbeit als vor Corona. Das btrifft unsere Dienste in der Klinik, und nebenbei fahren wir noch beide Notarztschichten in Geisenfeld. Für die Kinder fallen die Freunde weg und sie sehen Opa und Oma seltener. Da liegt es an uns, dass wir die Kids bei Laune halten. Bei Sophia kommt noch dazu, dass sie jetzt Homeschooling hat.
Die Jungs sind in der Notbetreuung, weil wir beide ja in systemrelevanten Berufen arbeiten. Und das funktioniert phänomenal gut. Da ist der Burzlbaam echt ein Highlight. Ich weiß das aus der Klinik von Kollegen, da ist es schwierig die Notbetreuung zu organisieren. Die Leute im Burzlbaam wissen, was wir arbeiten und da ist es dann möglich, dass wir noch mehr tun können, als vorher.
Meine Frau hat als Anästhesistin im Klinikum Freising 12 Stunden Schichten. Da mussich da sein für die Kinder. Und da ist es voe allem für die Kleinen eine Herausforderung, wenn die Mama nachts nicht da ist.
Wir sind beide auch Notärzte, ich arbeite im Impfzentrum an manchen Tagen. Wir sind beruflich deutlich intensiver eingespannt jetzt. Da muss man mehr geben, als vorher.

Wie gehen Ihre Kinder mit der Situation um?
Anton weiß natürlich, was Corona ist und auch der Coronagruß, ellbogen an Ellbogen ist unter den Kids ganz normal. Er merkt auch, dass im Kindergarten weniger Kinder sind, als sonst, wegen der Notbetreuung. Desinfektionsmittel und Masken waren für unsere Kinder schon immer etwas ganz Normales. Der Vorteil ist, dass beide Eltern Ärzte sind. Die hatten schon immer Spielzeugarztkoffer mit Stethoskop, Spritzen und Masken, haben also schon vorher mit so medizinischem Zeug hantiert.
Insgesamt tun sich die Kinder leichter, als wir Erwachsenen. Das liegt auch daran, dass der Kindergarten die Rettung ist. Da ist trotz Notbetreuung viel Normalität. Die beiden Jungs lieben ihre Kita, die darf ich nicht mal früher abholen.
Natürlich ist es dann am Wochenende so, dass ich um 9 Uhr von einer 24 Stunden-Schicht nach Hause komme und mich dort ein volles Programm erwartet.
Für Sophia ist das schwieriger mit der Kombination aus den fehlenden Freunden, der Schule daheim und der Pubertät. Deren soziales Leben ist total heruntergefahren. Sie hat keinen Sport, keinen Geigenunterricht und Schule online. Das nimmt schon was von der Jugend weg. Sie ist von den drei Kids diejenige, die am meisten darunter leidet. Und sie durchblickt das auch schon mehr.
Allerdings sind wir in unseren medizinischen Berufen privilegiert im Vergleich zu anderen zum Beispiel in der Gastronomie oder Selbstständige. Uns geht es auch in der Pandemie gut.

Wie halten Sie die Familie „bei Laune“? Wie schaffen Sie Ausgleich?
Der Fokus ändert sich: Wir Erwachsenen nehmen unsere Bedürfnisse zurück und schauen, was die Kinder bei Laune hält. Wir haben zum Glück einen Garten, in dem wir gemeinsam Gemüse anbauen, da gibt es einen Sandkasten, eine Rutsche, wir fahren viel mit dem Radl und versuchen so viel Normalität wie möglich zu schaffen.
Die Großeltern sehen die Kinder seltener. Die wohnen auch weiter weg und gehören beide zu einer Risikogruppe. Klar, das ist jetzt alles aus Erwachsenensicht. Unsere ruhigen Momente fallen weg, immer braucht irgendwer irgendwas. Unsere Zeit als Paar schrumpft.

Haben die Veränderungen durch die Pandemie auch positive Aspekte auf Ihr Familienleben – und welche?
Als Familie haben wir jetzt mehr miteinander zu tun als vorher. Wir alle sind weniger bei Freunden oder unterwegs. Das heißt, man kriegt jetzt auch mehr voneinander mit. Es wird mehr gespielt bei uns. Diese Krise schweißt uns zusammen. Wir müssen da durch und das stärkt den Zusammenhalt der Familie.
Insgesamt wird man bescheidener. Uns ist es in Pfaffenhofen vorher schon gut gegangen und geht es uns ehrlich gesagt auch gut. Und es ist positiv, dass das „schneller und weiter“ nicht mehr da ist und dass alles entschleunigt wird.

Inge Holmheu (86), wohnt im Haus St. Josef in Pfaffenhofen, hat 2 Töchter, 4 Enkel, 3 Urenkel (3, 14 Mon, 1 Jahr)

Was hat sich für Sie mit der Pandemie im Familien-Alltag verändert?

Ich hab das akzeptiert. Das müssen wir jetzt durchziehen, ob wir mögen oder nicht. Und ich hab öfter die Maske vergessen, wenn ich dann schon unten war, bin ich wieder rauf. Aber sonst, überhaupt nichts. Wir können halt nicht mehr zusammen essen. Der Markus kocht so gut. Aber der nette Kreis, da sind wir letztes Jahr immer mit Abstand abends unten ein bisserl zusammen gesessen. Ob das heuer noch so wird.
Mit der Familie hat sich das überhaupt nicht verändert. Meine Enkel und beiden Urenkel kommen am Donnerstag und die dritte sporadisch am Samstag. Meine Tochter arbeitet beim Arzt und wird getestet. Meine andere Tochter wird jetzt geimpft, mein Schwiegersohn ist schon geimpft. Da hat sich nichts geändert. Nur dass man jetzt nicht mehr einkaufen gehen kann, das ist das schlimmste. Man kann nur sparen (lacht) Die Nachrichten und Neuigkeiten über Corona und auch allgemein, das interessiert mich schon, das lese ich jeden Tag. Ich kenne etliche, die krank sind oder auch schon gestorben sind, das ist schon etwas, das einen herunterzieht.
Ich bin froh, dass ich jetzt geimpft bin und meine Familie sehen kann. Ich habe immer meinen Urenkeln die ersten Schuhe gekauft. Das ist Tradition. Und die kleine steht jetzt schon. Jetzt gehe ich morgen mit der Mama zum Einkaufen. Die holen mich um dreiviertel neun ab, dann gehen wir testen und dann weiß ich, dass ich gesund bin und dann gehen wir Schuhe kaufen.
Was ich schrecklich fine, ist die Kirche. Wir dürfen nicht mitsingen, es sind fast keine Leute. Und dann frage ich immer, lieber Herrgott, warum. Ich bin jetzt keine, die Tag und Nacht in die Kirche läuft. Aber am Sonntag möchte ich in meine Kirche gehen.

Wie gehen Ihre Kinder und Enkel mit der Situation um?
Ich hab zwei Töchter, vier Enkel, vier Schwiegersöhne, drei Urenkel. Bis auf eine Enkeltochter sind alle hier. Die ist in Australien und hat dort mit ihrem Mann eine Existenz gegründet . Mit denen telefoniere ich oder am Wochenende Skypet meine Tochter mit ihr, da setze ich mich dann dazu. Die kommt aber jetzt dann hier zu besuch für längere Zeit. Die haben dort nichts. Aber die hat Probleme gehabt, dass sie bei uns einreisen darf. Aber da hat sie jetzt die Genehmigung bekommen.

Haben die Veränderungen durch die Pandemie auch positive Aspekte auf Ihr Familienleben – und welche?
Ich finde es schon schlecht. Weil das Virus und die Mutanten, das beeinträchtigt einen schon. Ich bin kein Pessimist. Ich sage immer, dass ist so, das muss sein und das packen wir. Aber hier im Haus haben wir schon etliche Damen, die sehr darunter leiden. Da bin ich immer wieder diejenige, die sagt, das wird schon.
Ich habe kein Internet und auch kein Smartphone. Das mag ich nicht. Ich hab viele junge um mich, was soll ich mich da abtun, meine Familie besucht mich, ich telefoniere mit ihnen, ich bin gut versorgt.

Constanze Brzezinsky (33 Jahre), Mann Philipp (34 Jahre), Kindern, Elise (6 Jahre) und Wilhelm (3 Jahre) Unsere Familie komplett macht Mixhündin Heidi (11 Jahre) und unser Zuwachs, Airedale Hündin Freya (10 Monate). Ich arbeite als Teamassistenz in Pfaffenhofen mit 30 Std. die Woche, mein Mann in München bei einem bekannten Automobilhersteller, 40 Stunden die Woche.

Was hat sich für Sie mit der Pandemie im Berufs- und Familien-Alltag verändert?
Naja, wo fängt man an und wo hört man auf? Als es letztes Jahr losgegangen ist mit der Covid-19 Pandemie waren wir zunächst, wie wohl so ziemlich alle in Deutschland und weltweit, geschockt. Ich weiß noch wie wir Freitag Vormittag in der Arbeit eine Besprechung hatten und meine Kollegin dann meinte "die machen die Schulen und Kitas am Montag dicht". Ich konnte es nicht glauben und es war eine ganz merkwürdige Aufbruchstimmung als wir in der Kita alles eingesammelt haben und uns für unbestimmte Zeit verabschiedet haben. Unsere Tochter, damals frisch fünf Jahre alt und unser Sohn, damals noch in der Krippe und knappe drei Jahre alt, fanden es natürlich erstmal spannend. Lange Ferien? Viel daheim bei Mama und Papa? Spitze!
Mein Mann und ich haben die ersten Wochen sehr gekämpft. Für uns beide ist Homeoffice nichts neues. Wir konnten vorher auch schon jederzeit von zuhause aus arbeiten. Aber jetzt gleichzeitig an Telefonkonferenzen teilnehmen? Die Kids bepaßen? Im ersten Lockdown war es mehr als eine Herausforderung und es dauerte nicht lange, ca. 4 Wochen, da krachte es zwischen uns. So richtig.
Wir mussten uns beide eingestehen, das erstens, die Kids an erster Stelle stehen, das zweitens, unsere beider Jobs wichtig sind und das drittens, wir einfach nun viel viel Absprache stattfinden lassen müssen und der Fernseher unser Freund wird sowie das liebe Spiel "Schnick-Schnack-Schnuck" um herauszufinden welcher Termin dann ohne die Kids im Hintergrund statt finden wird.
Mit dem Sommer kam die Pause und mit dem zweiten Lockdown im Winter, die neue Routine. Wir wussten nun was auf uns zukommt. Inzwischen sind die Kids seit Mitte Dezember daheim. Mal abgesehen von einer kurzen, zwei wöchigen Unterbrechung. Meine Termine lege ich, wenn möglich so, das dazwischen Pausen stattfinden für die Kids. Ich nehme mir in der Woche über die KK zwei Corona Betreuungstage um für die Kids da zu sein und ich habe das große Glück, das mein Chef dies so ohne Probleme mitmacht! Ich habe einen sehr verständnisvollen Arbeitgeber, der mir hier den Rücken stärkt. Wenn es doch mal vor Ort Dinge zu erledigen gibt, dann dürfen die Kids mit und auch das klappt zum Glück sehr gut.
Ansonsten wird früh aufgestanden. Unser Tag beginnt um fünf, um vor den Kids schon was zu schaffen und wir gehen wesentlich später zu Bett, um, nach dem zu Bett bringen der Kids, noch was zu "reißen".
Mein Mann ist häufig wieder vor Ort in seiner Firma. Einmal in der Woche baut er mindestens einen Homeoffice Tag ein und verschafft mir so die Möglichkeit ins Büro zu fahren, oder einfach mal in Ruhe was wegarbeiten zu können oder, auch nicht zu vergessen, die beiden Hunde zu beschäftigen (die gibts dann nämlich auch noch)
Was bei uns, wie bei so vielen auf der Strecke bleibt? Die sozialen Kontakte. Das Treffen mit Freunden, Familie. Die Pausen. Denn es gibt keine mehr. Für die Kinder, die gewohnte Routine. Was wir aber für uns als Gewinn betrachten? Die Zeit mit der Familie, das neue Komunizieren. Das sich an kleinen Dingen erfreuen. Uns geht es nicht schlecht. Wir haben die Natur vor der Tür. Beide sichere Jobs und einen Garten. Es ist nicht leicht, aber machbar! Und naja, dann gehen die Kids halt mal später ins Bett damit man in der Früh in Ruhe telefonieren kann. Auch kein Beinbruch ;-)
--> Fazit:
Wir haben mehr Zeit miteinander, uns besser kennengelernt. Neue schöne Seiten voneinander, neue nicht so schöne Seiten. Wir sind uns noch bewusster, was wir haben und was uns schnell fehlt. Freunde und Familie. Wir sind viel anpassungfähiger als wir je gedacht hätten und unsere Nerven sind (zum Glück) viel dicker als erwartet.

Wie gehen Ihre Kinder mit der Situation um?
Einfach nur Klasse! Sie spielen sehr viel miteinander und beschäftigen sich hervorragend. Nicht immer, es gibt auch Tage voller Streit. Doch auch hier haben sie sich gegenseitig und zumindest das ist ein kleiner Trost. Oftmals ist der Frust da, wenn man die Oma doch nicht besuchen kann, da die Zahlen wieder steigen und das geliebte Hobby nicht ausgelebt werden kann. Doch das Verständnis für die Situation, der Wille alles dafür zu tun das es besser wird, das ist enorm. Oft schneiden mein Mann und ich uns hier eine Scheibe ab. Und naja, das Disney+ Abo hilft oftmals auch und die Spielzeug Kisten füllen sich unter Umständen auch mehr als sie es sonst tun würden...aber so lässt sich die Zeit ohne Kita wohl ganz gut überbrücken. Unsere Kinder haben eine enorme Fantasie und dürfen diese auch ausleben. Das hilft wohl sehr. Sie sind einfach einige Stunden am Tag in anderen Welten, leben unter Drachen, sind Dinos und vieles mehr. Das hilft und lässt sie sehr gut mit der Situation klar kommen.
--> Fazit:
Von den Kleinen kann sich manch ein Großer eine dicke Scheibe abschneiden!

Wie halten Sie die Familie „bei Laune“? Wie schaffen Sie Ausgleich?
Wir sind unheimlich viel draußen. Alleine schon wegen der Hunde gibt es bei uns kein schlechtes Wetter. Jeden Tag mindestens einmal geht es raus. Wenn wir das nicht haben, dann merken wir es richtig. Unsere Kinder ohne "Lüften"? Undenkbar!
Das lockert den Tag und verschafft Abwechslung. Naja, auch mehr Arbeit, denn die Wäscheberge werden dadurch nicht weniger - aber was solls!
Zudem versuchen wir viele neue Wege zu gehen. Fahren in neue Wälder und zu neuen Spielplätzen. Ich glaube wir haben so ziemlich jeden Walderlebnispfad in der Umgebung entdecken können. (Meist zu Uhrzeiten an denen sonst keiner unterwegs ist).
Und wir haben neue Rituale. Serien die wir gemeinsam anschauen (ja auch die Kids). Neue Spiele - was haben wir Brettspiele gekauft in den letzten Monaten. (Und pssst...aber wir haben auch mehr Wein gekauft seit dem ersten Lockdown...aber pssst ;-))
Naja, und manchmal, da ist es einfach langweilig und wir stehen Mittags schon im Schlafi im Wohnzimmer und beenden den Tag einfach eher ;-)
--> Fazit:
Es braucht nicht viel um Abwechslung zu schaffen und dennoch sind wir über die Möglichkeiten der vielen Spiele, unser Auto und den Fernseher froh. Wir wissen aber auch, wieviel schwieriger es wäre wenn wir beispielsweise in einer Großstadt wohnen würden, in der auch die Spielplätze ständig überfüllt wären. Auch hier sind wir dankbar für die Situation und die Möglichkeit ausweichen zu können.

Haben die Veränderungen durch die Pandemie auch positive Aspekte auf Ihr Familienleben – und welche?
Ich glaube man hat es den Antworten vorher schon angesehen. Im Großen und Ganzen geht es uns gut und wir kommen gut klar.
Verstehen Sie mich nicht falsch! Die Situation nervt. Den Kinder fehlen dennoch ihre Freunde, der Kindergarten. Wir merken, das trotz unserer Bemühungen, die Vortschritte in der Entwicklung nicht so groß sind wie sie es wären, wenn sie regelmäßig in die Kita gehen würden.
Ja, wir bekommen das mit der Arbeit gut hin. Aber es fehlt an Pausen und die Luft ist oft genug raus. Eine sieben Tage Woche statt fünf Tage und morgens um fünf am Rechner sitzen...da gibt es Schöneres.
Die Familie fehlt, die Freunde, die Zeit als Paar und und und. Sehr zu meinem Leidwesen wird mehr geschimpft und auch mal mehr geschrien. Denn wir sind nun für die Kinder auch Ventil und Freunde Ersatz. Sie probieren sich aus und wenn bei uns der Frust groß ist, dann sind sie manchmal der Kollege der es sonst gepuffert hätte. Alles nicht schön, zum Glück die Seltenheit, aber auch ein Teil des neuen Lebens.
Viele Maßnahmen kann man nicht nachvollziehen und dennoch werden sie von uns befolgt, wie von so vielen Anderen auch, in der Hoffnung das bald Normalität einkehrt.
Aber, trotz allem sind wir als Familie stärker denn je! Nie habe ich meine Kinder so viel beobachten können und so viel mitgenommen! Nie haben mein Mann und ich so offen gesprochen und uns gegenseitig mehr repektiert als zur derzeitigen Situation. Nie haben wir den Kindern mehr zugehört als jetzt. Und noch nie war uns bewusst wie wichtig die kleinen Dinge im Leben sind.
Ich hoffe sehr, wenn die Pandemie überstanden ist und wir mit dem Virus leben lernen, das ich mich an all diese Gefühle erinnere und nichts mehr für selbstverständlich nehme!
--> Fazit:
Kalendersprüche kommen nicht von ungefähr. "Lebe den Moment", so oder so ähnlich, das stimmt schon irgendwie!


Annette Marketsmüller, Künstlerin, 2 Söhne (5 und 9 Jahre)

Was hat sich für Sie mit der Pandemie im Berufs- und Familien-Alltag verändert?
Ich bin freischaffende Malerin. Weil ich unsere Kinder betreuen musste, habe ich zeitweise gar nicht gearbeitet. Unser Schulkind wollte ich bestmöglich beim Homeschooling unterstützen,
deshalb habe ich entschieden, es nicht in die Notbetreuung zu geben.
Meine Arbeit kann ich nicht nebenbei im Homeoffice machen. Ausstellungen fallen aus. Es geht
viel Zeit verloren an Planung ins Ungewisse. Mein Mann kann auch nicht im Homeoffice arbeiten, sein Beruf ist systemrelevant und wie in vielen Familien ist er der Hauptverdiener. Somit übernehme ich den Großteil der zusätzlichen Carearbeit. Außerdem betreibe ich seit vier Jahren die Kunstschule im Kreativquartier und sie lief gut. Nach einem Jahr Pandemie ist die Schule in finanziellen Schwierigkeiten, wie so viele Kleinstunternehmen.
Es war harte Arbeit, genügend Anmeldungen für die Frühjahreskurse zu bekommen. Ich erfahre viel
Unterstützung von Eltern, deren Kinder teilweise schon lange in die Kunstschule kommen.
Wirklich frustrierend ist, dass die eigentliche Arbeit, die Kunstvermittlung an die Kinder, nicht
stattfindet, die das alles erst lohnend macht in jeder Hinsicht. Vor Ostern durfte ich eine einzige
Woche öffnen und die Kinder in den neuen Kursen kennenlernen. Die Kinder haben gestrahlt und
die Eltern haben mir danach persönliche Nachrichten geschrieben, wie glücklich ihre Kinder waren.
Die darauffolgende Woche war wieder geschlossen.
Das macht mich sehr traurig.

Wie gehen Ihre Kinder mit der Situation um?
Was den Kindern am meisten fehlt, sind die sozialen Kontakte mit Gleichaltrigen.
Im Moment geht mein 5jähriger Sohn in die Notbetreuung des Kindergartens, was ihm sehr gut tut.
In Phasen, in denen er nicht in der Notbetreuung sein darf, ermögliche ich ihm Treffen mit
einzelnen Freunden. Mein 9jähriger Sohn ist ein Viertklässler und deshalb im Wechselunterricht. An den Homeschoolingtagen kommt er mit mir ins Atelier und arbeitet dort für sich. Am meisten fehlt das Training im Fußballverein, das für ihn, der sich stundenlang zurückziehen kann, ein wichtiger Ausgleich war. Er trifft sich mit einzelnen Freunden, aber er darf nicht mehr lernen, einen Platz in einer Gruppe zu finden.

Wie halten Sie die Familie „bei Laune“? Wie schaffen Sie Ausgleich?
Ich kaufe viele Bücher. Wenn die Bibliotheken geöffnet haben, holen wir sofort körbeweise Bücher. Im März, als das kurz möglich war, waren wir jedes Wochenende in einem Museum. Wir fahren zusammen Roller skate.

Haben die Veränderungen durch die Pandemie auch positive Aspekte auf Ihr Familienleben – und welche?
Nein. Für meinen Mann und mich ist viel Zeit mit unseren Kindern schon immer das Allerwichtigste. Die Familie ist nicht mehr zusammengewachsen, als wie das auch zum Beispiel in einem Urlaub der Fall wäre.

Autor:

PAF und DU Redaktion aus Pfaffenhofen

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