Pfaffenhofener Evangelische: Partnerschaft mit Matamba in Tansania

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or ziemlich genau einem Jahr hat Bischof Hjiob Mbwilo - als Afrikaner - in der Weißbierhütte auf dem Volksfest in Pfaffenhofen gepredigt. In diesen Tagen haben Gemeindemitglieder der evangelisch-lutherischen Gemeinde den Gegenbesuch gestartet, um die neue Partnerschaft weiter auszubauen.

Zwei Männer, eine Frau und fünf Jugendliche machten sich unter der Leitung des Pfarrerehepaars Michael und Christiane Murner auf einen weiten Weg. In der Region Mbeya, im Südwesten Tansanias, leben rund 6.000 evangelische Christen in der Bergen rund um den Ort Matamba. Seit Jahrzehnten sind sie mit Deutschland verbunden: ihr Bischof arbeitete in der Zeit der Wende vier Jahre in der Nähe von Coburg als Gemeindepfarrer. Gegründet wurden die Gemeinden von deutschen Missionaren. Noch heute erinnern sich Menschen dort dankbar an die diese Missionare, die Wert auf den Aufbau eines funktionierenden Bildungs- und Gesundheitssystem legten.
Pfarrerin Murner und Bischof Mbwilo wünschen sich seit geraumer Zeit eine Partnerschaft zwischen den lutherischen Gemeindegliedern in Pfaffenhofen und der Südwest-Diözese in Tansania. Ziel dieser dreiwöchigen Reise war es, diese Partnerschaft mit einer Delegation aus Pfaffenhofen auf den Weg zu bringen und in einem Gottesdienst zu eröffnen.

Dazu stand am Anfang das gegenseitige Kennenlernen: Gleich am Tag der Ankunft erkundete die Gruppe die Gegend und kam dank der Kisuaheli-Sprachkenntnisse eines Mitglieds der Reisegruppe aus Pfaffenhofen ins Gespräch mit den Menschen vor Ort. Die Bauern erzählten begeistert und stolz womit sie ihren Lebensunterhalt sichern: Mais, Kartoffeln, Bohnen und vieles mehr wächst dort. Und zehn Meter hohe Avocado Bäume mit hunderten von Früchten bieten ein zusätzliches Einkommen. Emelly Fungo, ein Pfarrer und Bauer im Nebenerwerb, erzählte stolz: „Mit dem Ertrag meines Avokadobaumes kann ich das Schulgeld für meinen Sohn bezahlen.“

Bald schon werden Matthias (16), Simon (19) und Johannes (14), drei der Jugendlichen aus unserer Kreisstadt, zum Fußballspielen mit der Dorfjugend eingeladen. Völkerverständigung - ohne Worte - beim gemeinsamen Kickern geschieht ganz selbstverständlich. „Vielleicht haben sie meine Schwalbe aus Höflichkeit nicht abgepfiffen“, freut sich 19jährige Michael Tillschneider. Ein Highlight, über das sich alle freuen: Matthias übergibt sein FC Bayern T-Shirt und einige Fußbälle den Jugendlichen übergibt.

Überhaupt sind die Menschen dort in Tansania sehr zufrieden, sie können für ihren Lebensunterhalt sorgen, wenngleich die Arbeit auf dem Feld meist Handarbeit ist und sehr anstrengt. Das erlebten die Pfarrerfamilie Murner und der Lehrer Stefan Fischer hautnah. Sie hatten versprochen bei der Maisernte zu helfen. Alle Kolben mussten von Hand geerntet werden, unter sengender Sonne. Nach drei Stunden müssen sie die Segel streichen. Es ist zu heiß. Doch Atu Ndogo, die junge Frau, freut sich aufrichtig über die unerwartete Hilfe: „Schön, dass ihr gekommen seid, nicht nur zum Reden. Ich bin ja doch durch euch etwas weiter gekommen.“

Und weiter ging es auf dem Besuchsprogramm: die Secondaryschool in Itamba will besucht sein. Auch hier - wie überall - werden die Besucher aus Deutschland freudig mit Liedern begrüßt. Die kirchliche Schule gilt als ein Vorzeigeprojekt, wenngleich der Lehrer Stefan Fischer mit Kennerblick sagt: „Na ja, an Unterrichtsmitteln fehlt es ja beinahe komplett.“ Der Chemie- und der Physiksaal können nur wenige Instrumente vorweisen, in der Schulbibliothek stehen auf wenigen Regalen die entleihbaren Bücher. Bücher sind hier Mangelware und sehr kostbar. Die Eltern müssen nicht nur für das Schulgeld, sondern auch für die Schulbücher aufkommen und das übersteigt mitunter deren Finanzen. Der Rektor der Schule, Daudi Tukinde, berichtet traurig, dass im letzten Jahr einige sehr begabte und fleißige Schüler keinen Abschluss machen konnten, weil deren Eltern nicht das Schulgeld für die letzte Klasse berappen konnten. Michael Tillschneider, eben nach 12 Jahren Schule endlich mit dem Abitur fertig, staunt über diese Begeisterung für die Schule: „Hier gehen die ja wirklich gern alle auf die Schule. Wir in Deutschland können das manchmal gar nicht schätzen, was wir für Chancen haben.“ Als Gastgeschenk überreichte Stefan Fischer einen Satz Fußballtrikots an die Schulmannschaft: Einer der Jugendtrainer seines Wohnorts Gerolsbach hatte diese Ausrüstung für eine komplette Mannschaft organisiert.

Ein anders Problem lernt die Gruppe im Health Center kennen: etwa 25 Prozent aller Kranken und Wöchnerinnen sind aidsinfiziert. Die Medikamente sind für Tansanier schier unerschwinglich und so geschieht es immer öfter, dass auch junge Mütter und Väter an Aids versterben. Zurückbleiben die Kinder, um die sich dann auch die Großfamilie vielfach nicht mehr kümmern kann. Die Frau des Bischofs Mbwilo hat die Not dieser Kinder angerührt und sie hat ein Waisenhaus gegründet, in dem zwölf Buben und Mädchen aufgenommen werden konnten. Inzwischen sind sie schon einige Jahre dort untergebracht. Doch wo sollen diese Kinder hin, wenn sie einmal erwachsen sind? Es fehlt das Netzwerk der Familie. Und dennoch: die Reisegruppe aus Bayern wird fröhlich begrüßt und die Ersatzmütter zeigen stolz das Haus der Aidswaisen. Dank zahlreicher Spender können die Kinder hier in ordentlichen Betten schlafen, sie dürfen die Schule besuchen und bekommen gut zu essen. Die Löcher in ihren Schuluniformpullovern scheinen sie nicht zu stören.

Die Reform der Landwirtschaft, und hier vor allem das Aufforsten der abgeholzten Hänge, ist ein Herzensanliegen von Bischof Mbwilo. Zu sehr weiß er um die Bedeutung der Wälder für die Wasserversorgung und das Klima in seiner Region. Die Regierung hatte in der Vergangenheit die staatlichen Wälder abholzen lassen um einen schnellen Gewinn einzustreichen. Mittlerweile machen sich auch schon die Folgen dieser Abholzung bemerkbar: der Boden erodiert, wichtiges, wertvolles Land geht verloren.

Die Gäste auf Pfaffenhofen will Bischof Mbwilo für sein Projekt gewinnen: Mit einer Baumschule und eigens dafür angestellten Mitarbeitern will die Diözese diesem zerstörerischen Trend entgegenwirken. „Vielleicht kann sich ja Pfaffenhofen an diesem Projekt beteiligen, mithelfen, damit die Menschen hier gut leben können auch noch in der nächsten Generation?“, fragt Bischof Mbwilo.

Dass dieses Projekt nachhaltig und sinnvoll ist, kann der Agrarberater Max Stadler, ebenfalls Mitreisender, nachvollziehen und will es nach Kräften unterstützen: „Wenn wir wollen, dass die Menschen hier leben können, müssen wir ihnen helfen mit unserer Erfahrung, unserem Wissen und wahrscheinlich auch mit unserem Geld. Auch hier muss sich die Landwirtschaft weiterentwickeln, damit es die Menschen einfacher und besser haben“
Die dreiwöchige Reise der Partnerschaftsgruppe findet im Festgottesdienst im Matamba ihren Höhepunkt: Christiane Murner, die Pfarrerin aus Bayern, soll heute einmal schwarz predigen, das heißt sie bekommt einen weißen Talar – wie in Afrika üblich und die übrigen Gäste sollen landestypisch gekleidet werden. Im Gegenzug überreichen die Pfaffenhofener Hostien mit Prägung zum heiligen Abendmahl und gestalten den Gottesdienst mit ihren Liedern und Gebeten und der Predigt mit.

Für die Zehn aus Pfaffenhofen und Umgebung war diese Reise eine große Bereicherung: „Die Menschen in Tansania haben uns so gastfreundlich und herzlich empfangen und beherbergt, das ist kaum zu fassen.“, freut sich die Teilnehmerin Reinhild Kupke. „Wir können nur versuchen es hier weiterzugeben, was wir empfangen haben. Wir wollen die Menschen in Tansania in unserem Herz bewahren und für sie beten. Und wer weiß, wir werden weiter an der Partnerschaft bauen – jeder auf seine Weise, damit sie für unsere ganze Gemeinde und für die Christen in Tansania fruchtbar wird.“

Autor:

Evangelische Kirchengemeinde Pfaffenhofen aus Pfaffenhofen

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