Hunde im "Autogrill": Warten, bis dass der Tod sie scheidet

Lasst mich hier raus!    (Bitte beachten Sie: Bei sämtlichen Bildern handelt es sich um Symbolfotos. Der Tierschutzverein versichert,  dass keiner der abgebildeten Hunde auf diesen Fotos zu irgendeinem Zeitpunkt Schmerzen oder unangenehmen Situationen ausgesetzt war. Geschweige denn um Leib oder Leben fürchten musste.)
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  • Lasst mich hier raus! (Bitte beachten Sie: Bei sämtlichen Bildern handelt es sich um Symbolfotos. Der Tierschutzverein versichert, dass keiner der abgebildeten Hunde auf diesen Fotos zu irgendeinem Zeitpunkt Schmerzen oder unangenehmen Situationen ausgesetzt war. Geschweige denn um Leib oder Leben fürchten musste.)
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Der Sommer war pünktlich, mit ihm kamen Temperaturen weit über 30 Grad. Brüllend heiß wird es auch in den kommenden Tagen. Wie jedes Jahr werden in den kommenden Tagen erneut Hunde kollabieren. Und viel zu viele in siedend heißen Blechbüchsen sterben.

Von Paul Ehrenreich

Die Blechbüchsen haben einen Namen: Autos. Kurz mal abgestellt, um schnell etwas abzuholen. „Guter Hund. Schön warten. Bin gleich zurück, mein Schatz.“

Häufig lebt eben noch liebevoll Verabschiedete nicht mehr, wenn der Besitzer zurückkommt. Irgendwas kam dazwischen, es hat doch länger gedauert als geplant. Und dann noch der kurze Ratsch mit einem alten alten Bekannten, den man so lange nicht mehr gesehen hat. Aus dem geplanten Augenblick ist fast eine Stunde geworden. Polizei oder Feuerwehr. Ein aufmerksamer Passant hat den heftig hechelnden, um Luft ringenden Hund gesehen, und richtigerweise sofort die Polizei gerufen. "War ich tatsächlich beinahe eine Stunde weg?" Der Hund überlebte knapp. 

Sandra Lob ist Tierheimleiterin und hat selbst einen Hund. Sie warnt dringend davor, Tiere bei diesen Temperaturen im Auto zu lassen. Auch nicht „nur ganz kurz“. Sogar dann nicht, wenn das Fenster einen Spaltbreit offen bleibt: „Das bringt gar nichts, weil die Luft nicht zirkuliert“, erklärt Lob. Sie hat in 25 Jahren Einsatz für den Tierschutz viele Fälle erlebt, in denen Tiere von Polizei oder Feuerwehr aus ihren Autos befreit werden mussten. Nicht selten, als es zu spät war.

Im Auto ist jeder Hund zu 100 Prozent auf menschliche Voraussicht und Fürsorge angewiesen 

Vor Jahren hat sie – unter Beobachtung – einen Selbstversuch gemacht und sich in ein Auto gesetzt, das in praller Sonne stand. Sie rät dringend ab, dieses Experiment zu wiederholen. „Nachdem das jedes Jahr wieder und wieder passiert, wusste ich natürlich, dass das heftig ist. Dennoch hätte ich nicht vermutet, wie schnell man panisch wird und die Sache sich wirklich existenzbedrohend entwickelt. Nach nur fünf Minuten habe ich's nicht mehr ausgehalten. Da musste ich einfach raus.“

Dabei hatte sie einen unschätzbaren Vorteil gegenüber einem eingesperrten Hund: Sie konnte selbst entscheiden, wann das Experiment abgebrochen wurde. Hunde können das nicht entscheiden, sie sind auf Hilfe angewiesen – auf Gedeih und Verderb.“

Lob bemüht einen Vergleich. Man müsse sich nur vorstellen, in einer heißen Sauna zu sitzen, bei der plötzlich die Tür von außen versperrt sei. Die bloße Gedanke, man könne nicht jederzeit raus, mache psychisch einen dramatischen Unterschied. Sogar wenn die Tür nach wie vor offen ist.

Hund im Auto eingesperrt? Was Sie tun sollten – und was Sie besser lassen

Allerdings sind viele Menschen unsicher, was zu tun ist, wenn ihnen ein in sengender Sonne schmorender Hund im Auto auffällt. Soll man, muss man, darf man einschreiten? Aus Unwissenheit gehen viele dann einfach weiter.Motto: Die Besitzer werden sicher bald zurück sein. Verlassen sollte man sich darauf lieber nicht.

Hier sind Sandra Lobs wichtigsten Tipps, wie Sie sich verhalten sollten, falls Sie je in diese Situation kommen:

  • Bleiben Sie einige Minuten stehen, um den Hund zu beobachten. Notieren Sie die genaue Uhrzeit Ihrer Ankunft, um Ihre Wartezeit realistisch einzuschätzen. Bitten Sie vorsorglich bereits jetzt Passanten, mit Ihnen zusammen kurz zu warten. Spaziergänger oder Gassigeher sind wertvolle Zeugen, sollte es später zu Streitigkeiten mit dem Hundebesitzer kommt. Machen Sie Fotos des Autos und dessen Umgebung, 
  • Fotografieren Sie nach Möglichkeit auch das Tier im Auto. Achtung: Aus rechtlichen Gründen dürfen Sie diese Fotos keinesfalls in sozialen Medien posten oder anderweitig veröffentlichen. Die Bilder dienen lediglich den Behörden als Beweismaterial.
  • Die Wartezeit, bis Sie die Polizei rufen, lässt sich nicht generell festlegen. Sie hängt ab von der HItze, von Konstitution und Kondition des Hundes, von dessen Alter und Gesundheit, eventuell seiner Leibesfülle. Da Sie vermutlich kein Mediziner sind, lassen Sie ihren gesunden Menschenverstand entscheiden.
  • Rufen Sie die Polizei, falls der Besitzer in absehbarer Zeit nicht auftaucht! Beschreiben Sie kurz die Umstände und wie lange Sie den Hund bereits beobachten. Fragen Sie höflich nach, wie lange es voraussichtlich dauern wird, bis die Beamten vor Ort sein können. Die Polizei kann veranlassen, dass das Auto geöffnet wird. Häufig erstatten die Beamten gleichzeitig Anzeige gegen den Tierhalter.
  • Definitiv kritisch ist Situation spätestens dann, wenn der Hund schon apathisch auf der Seite liegt (eventuell streckt er Kopf und Hals noch in die Höhe, um atmen zu können), extrem stark hechelt und / oder nicht mehr außerhalb des Autos reagiert.
  • Sie sollten nicht vorschnell Tatsachen schaffen und zu einem Stein oder ähnlichem greifen. Andererseits aber auch nicht warten, bis der Kreislauf versagt und es zu spät ist! Wenn Sie – eventuell zusammen mit einem Zeugen – der Überzeugung sind, es gehe jetzt um Leben und Tod, öffnen Sie als wirklich letztes Mittel das Auto auf eigene Faust! Indem Sie beispielsweise eine Scheibe einschlagen. Von Ihnen wird allerdings erwartet, dass Sie den dabei entstehenden Schaden so gering wie möglich halten. Also beispielsweise nicht die Frontscheibe zertrümmern, sondern das kleinste Fenster und dann die Verriegelung von innen öffnen. Bei der Abwägung, ob die Scheibe kaputt geht oder der Hund ums Leben kommt, wird kein vernünftiger Mensch sich für die Scheibe entscheiden.

Sandra Lob entschlossen: „Dann möchte denjenigen sehen, der sich vor den Richter stellt und diesen abgedroschenen Satz sagt, den ich nicht mehr hören kann: Es war doch nur ein Tier."

Autor:

Tierschutzverein Pfaffenhofen und Umgebung e.V. aus Pfaffenhofen

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