Zum Schutz des herzoglichen Marktes – Die Stadtbefestigung und ihre Geschichte

Ansicht der Stadt von Norden mit der imposanten Befestigungsanlage nach dem Kupferstich von Michael Wening 1701
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Nach dem verheerenden Brand vom 13. Januar 1388, der den Markt Pfaffenhofen nahezu vollständig eingeäschert hatte, beschlossen die Wittelsbacher Herzog Stephan und sein Bruder Johann den möglichst raschen Aufbau Pfaffenhofens. Als Sitz des gleichnamigen Landgerichts wie auch strategisch hatte der Ort Bedeutung für die bayerischen Landesherren. Gesichert werden sollte der Markt künftig durch eine massive Befestigungsanlage, wodurch sich die äußere Gestalt Pfaffenhofens sichtbar veränderte.

Die Errichtung der Stadtmauer
Im Jahr 1389 wurde den Pfaffenhofener Bürgern bewilligt, aus den herzoglichen Forsten Bau- und Brennholz zu nehmen und einen Ziegelstadel und -ofen an der heutigen äußeren Hohenwarter Straße zu errichten, um mit den gebrannten Ziegeln eine Mauer um den Markt herum errichten zu können.
Die Arbeiten zogen sich, bedingt durch mehrere Fehden unter den Wittelsbachern, über einige Jahrzehnte hin. Im Jahr 1419 war das „mittlere“ (Ingolstädter) Tor bereits errichtet, der Bau insgesamt aber noch nicht abgeschlossen. Die nach Fertigstellung eineinviertel Kilometer lange Ringmauer bestand aus einem mehrere Meter hohen Ziegelwerk, das von 17 Türmen und vier Toren unterbrochen war.

Repräsentatives Aussehen Pfaffenhofens
Die stattliche Befestigungsanlage machte den Status Pfaffenhofens als Stadt (seit 1438 nachgewiesen) deutlich. Ein umlaufender Graben, der mit Wasser gefüllt war und in dem sogar Fische gehalten wurden, und ein Zaun aus hohen Palisaden ergänzten das mittelalterliche Sicherheitssystem.

Drei der vier Stadttore erlaubten die Ein- und Ausfahrt von und nach München, Ingolstadt und Augsburg, sodass der Handelsverkehr und das Marktgeschehen keinerlei Beschränkungen erfuhren. Das im Nordosten gelegene „Türltor“ war sehr schmal angelegt und diente lediglich dem Personendurchgang. Nur hier durften nachts noch Personen eingelassen werden, die anderen Tore blieben über Nacht verschlossen.

Schwindende Bedeutung und Ende der Befestigungsanlage
Aufgrund der geänderten Waffentechnik mit dem Einsatz von Feuerwaffen und Kanonen hatte die Stadtmauer bald keine Bedeutung mehr für die Sicherheit ihrer Bewohner. Schon Landsknechtshaufen (Söldnerheere) und Mordbrenner überwanden im 16. Jahrhundert die Stadtbefestigung und plünderten Pfaffenhofen. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts bauten sich Bewohner erstmals in die Türme Wohnungen ein, entlang der Mauer entstanden neue Häuser.

Im beginnenden 19. Jahrhundert veränderte sich das Gesicht der Stadt. Mittlerweile als beengend empfunden, wurde die Mauer geschliffen und auf eine Höhe von etwa zwei Meter abgetragen. Zwei der vier Stadttore wurden 1807 versteigert und wegen Baufälligkeit sofort abgebrochen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts fielen weitere markante Bestandteile der einstigen Ringmauer der Spitzhacke zum Opfer: Zunächst wurde 1883 das Scheyerer Tor abgebrochen, acht Jahre später als letztes das Türltor, wodurch dem wachsenden Wirtschaftsleben freie Bahn bereitet werden sollte.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 verschwanden noch mehrere erhalten gebliebene Türme und Teile der Stadtmauer, die Bauprojekten, vor allem im Bereich der Grabengasse, weichen mussten. Letzte Reste der Mauer blieben in den Bereichen Grabengasse und Untere Stadtmauer erhalten und sind letzte sichtbare Symbole der alten Stadtbefestigung.

Autor:

Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen

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