„Tannöd“ – ein Live-Hörspiel zum Schaudern

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Das Live-Hörspiel „Tannöd“ vergangenen Sonntagabend musste aufgrund des schlechten Wetters kurzfristig von der Freilichtbühne am Hauptplatz in den Stockerhof verlegt werden. Der alternative Veranstaltungsort erwies sich dabei als perfekte Kulisse für die Geschichte über den grausigen Mehrfachmord. Der abgedunkelte Raum, die spärliche Beleuchtung und die Holzverkleidung des Saals machten die Bühne zum „Tatort“ des morbiden Geschehens: den bayrischen Ansiedlerhof „Tannöd“. Die Handlung war auch deswegen besonders beklemmend, weil sie auf einer wahren Begebenheit beruht. Der Mord an einer sechsköpfigen Familie in Hinterkaifeck bei Schrobenhausen im Jahr 1922 ist bis heute ungeklärt.

Die Schauspieler Johanna Bittenbinder und Heinz-Josef Braun schlüpften bei der Lesung leidenschaftlich in die Rollen von insgesamt 21 Personen. Als Mörder, Opfer, Nachbarn und sonstige Zeugen schilderten sie überzeugend die jeweiligen Beobachtungen und Spekulationen. Die beiden Schauspieler setzen ihre Stimmen und eine beeindruckende Mimik ein, um die Zuhörer direkt mit ins Geschehen zu nehmen. Besonders schockierend war das Bild, das durch die Aussagen vom brutalen Bauern Danner entstand, der seine Frau schlug und seine Tochter missbrauchte.

Das Art Ensemble of Passau mit Peter Tuscher, Florian Burgmayr, Rainer Gruber und Yogo Pausch verstärkte mit Trompete, Akkordeon, Tuba und Schlagzeug die düstere Stimmung. Mithilfe einfacher Alltagsgegenstände und diverser Perkussionsinstrumente unterlegten die Musiker die Lesung zudem mit einer Geräuschkulisse, die pure Gänsehaut erzeugte. Die Zuhörer konnten förmlich spüren, wie der Wind durch die Ritzen pfiff, die Kuh unruhig an ihrer Glocke zerrte, die Türen des alten Hofes knarzten oder die Opfer leblos zu Boden sanken.
Ein Abend zum Gruseln, mit einer gesellschaftskritischen Geschichte, die die Illusion des heilen Landlebens ad absurdum führte und die Zuhörer für zwei Stunden in eine Welt voller Ausweglosigkeit, Gewalt und Bigotterie entführte.

Bis zum 5. August bieten die Paradiesspiele in Pfaffenhofen noch ein vielfältiges Programm mit Open-Air-Konzerten, Theater, Lesungen und einem Open-Air-Kino-Wochenende im Bürgerpark. Das vollständige Programm gibt es unter www.pfaffenhofen.de/paradiesspiele und www.facebook.de/pfaffenhofener.paradiesspiele.

Autor:

Kulturamt Pfaffenhofen aus Pfaffenhofen

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