Kartenvorverkauf: PK, 19.€ plus VvG
DK-Kritik Kabaretttage Ingolstadt, 29.01.2013:
Parodistische Abrechnung
Ingolstadt (DK) Nach krankheitsbedingter Absage zuerst von Rolf Miller (Neuer Termin: 2. Juni) und dann auch noch von Andreas Rebers (Ersatztermin: 12. Mai) hat nun Reiner Kröhnert in der Neuen Welt die Kabaretttage 2013 eröffnet. Und zwar mit dem Programm „Kröhnerts Krönung“, einer fortlaufend aktualisierten Nummernfolge, in der er sich auf parodistische Weise die politische Prominenz vornimmt und zudem eine Auswahl an B-Promis und Möchtegern-VIPs, die täglich via Fernsehen ihren nicht vorhandenen Gehirninhalt veröffentlicht. So kommen bei ihm folglich also auch kognitive Nullnummern wie Boris Becker, Daniela Katzenberger und Dieter Bohlen vor, Kröhnerts Hauptanliegen jedoch sind Angela Merkel, Ronald Profalla und Konsorten.
Ohne ein klein wenig Basiswissen in der Polithistorie der letzten 40 Jahre hat man mit Kröhnert nur den halben Spaß, denn es hat noch nie geschadet, das Original zu kennen, um herzhaft über die Parodie lachen zu können. Genau diese nämlich ist Kröhnerts große Stärke. Wobei sich nicht jedes Opfer dafür gleichermaßen eignet. Das wird bei Friedrich Merz und Winfried Kretschmann deutlich, bei denen er denn auch explizit dazusagt, wer gerade gemeint ist. Umso besser freilich trifft er Merkel, Schäuble, Schröder und Gerhard Stoltenberg, und zwar nicht nur in Sprache, dialektischer Färbung und Duktus, sondern auch charakterlich.
Genau darin aber unterscheidet sich Kröhnert von reinen Parodisten. Er stellt nicht nur den Typ heraus, sondern zudem seine Figuren inhaltlich ins Zentrum ihrer politischen Ämter, Funktionen und Aufgaben. Er lässt sie auf satirische Art ihre Skandale, Machenschaften und Heucheleien selbst thematisieren, legt ihnen Sätze in den Mund, die sie und ihre charakterlichen Mängel schonungslos offenlegen. Die Äußerungen des Pontifex zu den undichten Stellen im Vatikan, Schäubles Selbstdemaskierung anhand des Griechenland-Problems, die von ihm selbst offen gelegte Fremdenfeindlichkeit des Friedrich Merz – das sind nicht nur parodistische, sondern eben auch satirisch-gallige Highlights in einem straff organisierten Programm, das keine Sekunde Unaufmerksamkeit des Publikums duldet.
„Kröhnerts Krönung“ nennt sich das Ganze. Wobei die Krone ihm selber gebührt, als Anerkennung für diese 90 Minuten Unterhaltung auf höchstem Niveau, aber auch für die Vermittlung von durchaus nicht alltäglichen Einsichten. Seinem Personal hingegen wurde die Narrenkappe aufgesetzt. Recht so!
Autor:Kabarett Stachelbär aus Pfaffenhofen |
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