In des Dichters guter Stube

Stadtarchivar Andreas Sauer (Mitte) stellt Kulturreferent Steffen Kopetzky (links) und dem Präsidenten des Rotary Club Pfaffenhofen, Michael Schlabs (rechts), die neu eingerichtet Dichterstube vor.
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Nachlass von Joseph Maria Lutz hat real und virtuell eine neue Heimat

Es sieht so aus als habe er nur kurz den Raum verlassen, man wartet förmlich darauf, dass die Tür aufgeht, der Dichter den Raum betritt, sich an den Schreibtisch setzt und seine Arbeit fortsetzt. Diese Stimmung und Atmosphäre einzufangen war Andreas Sauer, Stadtarchivar der Stadt Pfaffenhofen, ein besonderes Anliegen. Akribisch und mit Liebe zum Detail hat er die „Dichterstube“ von Joseph Maria Lutz in einem Nebengebäude der gleichnamigen Schule, in der Schulstraße 17 in Pfaffenhofen, originalgetreu eingerichtet. Damit hat der Nachlass des Autors, der am 5. Mai 1893 in Pfaffenhofen geboren wurde und am 30. August 1972 in München verstarb, eine neue Heimat gefunden.
Der Sohn des damaligen Schulrats Joseph Lutz wuchs in Pfaffenhofen auf, nach der Schule studierte er Landwirtschaft an der Technischen Hochschule München, konnte diesen Beruf aber wegen einer Kriegsverletzung aus dem 1. Weltkrieg nicht ausüben. Ab 1923 lebt Lutz mit kurzen Unterbrechungen in München. 1928 gelang ihm mit der „Zwischenfall“ der künstlerische Durchbruch. Joseph Maria Lutz verfasste zahlreiche Romane, Dramen, Novellen und Gedichte, bis heute bekannt ist er als Autor der Bühnenfassung „Der Brandner Kasper schaut ins Paradies“ und als Verfasser des neuen Textes der Bayernhymne. 1968 wurde ihm aus Anlass seines 75. Geburtstags die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt Pfaffenhofen verliehen.
Nach seinem Tod wurde das Inventar seiner Münchener Wohnung der Stadt Pfaffenhofen vermacht. Jahrelang waren die Bücher, Briefe, Möbel und Dokumente im Stadtturm am Platzl (Flaschlturm) untergebracht, bevor sie vor drei Jahren in der Niederscheyerer Schule eingelagert wurden. Zuvor hatte Stadtarchivar Andreas Sauer alles in mühevoller Kleinarbeit ausgeräumt, fotografiert und genauestens dokumentiert. Seitdem suchte er eine neue Heimat für die Ausstellungsstücke. Mit Unterstützung der Rektorin der Joseph-Maria-Lutz-Schule, Helene Haas, hat er nun geeignete Räumlichkeiten gefunden. In der ehemaligen Hausmeisterwohnung der Schule wurden drei Räume hergerichtet, in denen das Erbe des Schriftstellers und Ehrenbürgers würdig bewahrt und der Öffentlichkeit nach Anmeldung zugänglich gemacht werden kann.
Bewusst haben sich die Verantwortlichen gegen ein Museumskonzept im eigentlichen Sinne entschieden, sondern eine „Dichterstube“ geschaffen, in der der Geist des Künstlers spürbar ist. „In geradezu intimer Atmosphäre wird hier alles gezeigt, was für den Autor und sein Werk von Bedeutung ist“, dankt Andreas Sauer auch den Mitarbeitern des städtischen Bauhofs für ihre tatkräftige und umsichtige Unterstützung. Besonders stolz ist Andreas Sauer, dass es gelungen ist, die Bibliothek buchgetreu sowie die gesamte „gute Stube“ von Joseph Maria Lutz detailgenau wieder aufleben zu lassen. Andreas Sauer verweist vor allem auf die vielen Fotos, die Originalausgaben der Lutz’schen Werke, die Orden und Auszeichnungen sowie private und geschäftliche Korrespondenz des Autors, die die Besucher in der Dichterstube besichtigen können. So hatte Joseph Maria Lutz offenbar Kontakt zu so bekannten Kollegen wie Thomas Mann, Pearl S. Buck und Stefan Zweig.
Unter den Ausstellungsstücken befinden sich auch einige Kuriositäten, aber dazu möchte Andreas Sauer nicht mehr verraten. Den Eingangsbereich hat der Pfaffenhofener Maler Hermann Singer symbolträchtig mit einer Schafkopfkarte gestaltet, die den Boandlkramer und den Brandner Kaspar zeigt.
Erstmals geöffnet ist die Dichterstube (Schulstraße 17, neben der Joseph Maria Lutz Schule) am Sonntag, 12. Mai, im Rahmen des „36. Internationalen Museumstage“ von 14 bis 16 Uhr. Gerne bietet Andreas Sauer auf Anfragen Führungen, telefonisch zu erreichen ist er montags und donnerstags unter 08441/78 165 oder per Handy unter 0160/975 131 29.
Pünktlich zum 120. Geburtstag des Heimatdichters am 5. Mai 2013 hat sich die Stadt etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Ein neues, in dieser Form bayernweit einzigartiges digitales Museum wird zum Andenken an Joseph Maria Lutz eröffnet. Hier werden auf Tradition und Moderne verbunden. Von Pfaffenhofen, aus Bayern, Deutschland oder der ganzen Welt können sich Menschen – im Internet – von Fotografien, Urkunden, Rundfunkbeiträgen oder Presseberichten inspirieren lassen und auf eine Entdeckungsreise durch Leben und Werk von Joseph Maria Lutz machen. Zu besuchen ist das digitale Museum ab dem 6. Mai unter www.josephmlutz-museum.de.
Hoch erfreut zeigt sich auch Michael Schlabs, Präsident des Rotary Club Pfaffenhofen, der die Dichterstube und das digitale Museum großzügig unterstützt hat: „Es ist sehr schön, dass der Nachlass von Joseph Maria Lutz auf so anschauliche Weise – real und digital – wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.“

Stadtarchivar Andreas Sauer (Mitte) stellt Kulturreferent Steffen Kopetzky (links) und dem Präsidenten des Rotary Club Pfaffenhofen, Michael Schlabs (rechts), die neu eingerichtet Dichterstube vor.
Der Eingang zur Dichterstube wurde vom Pfaffenhofener Maler Hermann Singer mit einer Schafkopfkarte, die den Boandlkramer und den Brandner Kaspar zeigt, symbolträchtig gestaltet. Unser Foto zeigt Michael Schlabs, Präsident des Rotary Club Pfaffenhofen, Kulturreferent Steffen Kopetzky und Stadtarchivar Andreas Sauer vor dem Eingang zur Dichterstube.
Autor:

Kulturamt Pfaffenhofen aus Pfaffenhofen

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