Er hatte sie alle - Freddy Langers Schlafbrillenporträts von Berben, Bono, Beuys und Co ab 11. April in der Kulturhalle

Iris Berben
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Prominente mit Schlafbrille zu fotografieren klingt komplizierter als es ist. Sagt Freddy Langer, der das seit mehr als dreißig Jahren macht. Im Gegenteil. Viele der Maler und Musiker, Schauspieler und Schriftsteller, die er bat, für ein Porträt zu posieren, wurden überhaupt erst hellhörig, als sie von der Schlafbrille erfuhren - und mehr als einem von ihnen entfuhr die beruhigende Erkenntnis: „Wie schön! Man kann also gar nicht dumm in die Kamera schauen.“

Die Angst vor dem Bild scheint demnach selbst die noch zu beschäftigen, die schon tausendfach fotografiert worden sind - und deren Konterfeis beim Anblick eines Fotoapparats reflexartig zur Maske erstarren. Und nun also die Maske über der Maske und damit natürlich die Frage: Erkennt man mich überhaupt noch? Man tut es. Einerlei, ob die Personen sich eingeschüchtert an eine Wand drückten wie Robert Mapplethorpe, der dazu sagte: „Das ist ja wie bei einer Exekution“, oder ob sie frech und selbstbewusst in die Kamera lächelten, wie Claudia Cardinale, die den Moment der Aufnahme als ihre eigene Show zelebrierte und während eines Empfangs die Schlafbrille erst vor ihr Gesicht hielt, nachdem sie lautstark und mit charmantem Akzent Dutzende weiterer Fotografen herbeigerufen hatte. Auf die Frage nach dem Warum, hat Freddy Langer mindestens zwei Antworten parat. Die komplizierte hangelt sich an Fototheorien entlang, wonach Porträts immer auch schon Totenmasken sind und wonach die Fotografie dem Porträtierten stets ein Stück seiner Seele raubt. Ein wenig Schutz, sagt er, könne da nicht schaden. Die andere ist knapper: „Ein Partyspiel.“ Aber seit die Aufnahmen in zahlreichen Zeitschriften und Magazinen zu sehen waren, in etlichen Ausstellungen gezeigt wurden und sogar zwei Bücher erschienen sind, kann er sich die Erklärungen mitunter sparen. Als er Ulrich Wickert ansprach, um ihn für sein Projekt zu gewinnen, unterbrach der ihn gleich im ersten Satz und sagte: „Wurde ja langsam Zeit, dass Sie mich fragen.“

Freddy Langer kam 1957 in Frankfurt zur Welt, ging in Frankfurt zur Schule, hat in Frankfurt studiert, lebt bis heute in Frankfurt und leitet den Reiseteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dass er dort den Reiseteil leitet, gibt ihm Gelegenheit genug, die Stadt hin und wieder zu verlassen. Das Schreiben ist sein Beruf, viele seiner Reportagen sind mittlerweile auch in Büchern erschienen und neuerdings sogar als Hörbuch („Alles zu Fuß“). Das Fotografieren hingegen ist ihm Passion. Die Schlafbrillenporträts zeigte er in zahlreichen Ausstellungen, etwa im NRW-Forum in Düsseldorf und jüngst im Literaturarchiv in Marbach, begeleitet von dem Fotoband „Blind Date – 40 Schriftsteller inkognito“.

Neuer Pfaffenhofener Kunstverein
Freddy Langer - Blind Date

Kulturhalle, Ambergerweg, 85276 Pfaffenhofen

Eröffnung: 10. April, 19 Uhr (Eintritt frei) mit Lesung des Künstlers
Ausstellungsdauer: 11.4. bis 26.4. 2015
Öffnungszeiten: Donnerstag – Freitag 16 – 19 Uhr und Samstag/Sonntag/Feiertag von 15-18 Uhr.
Eintritt: 3 Euo, Sonntag 1 Euro
Neuer Pfaffenhofener Kunstverein

Autor:

Neuer Pfaffenhofener Kunstverein aus Pfaffenhofen

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