Das Gedächtnis der Stadt - Über 600 Jahre Geschichte im Stadtarchiv Pfaffenhofen

Herr Sauer mit dem schwersten Buch im Stadtarchiv, dem Grundbuch der Stadt von 1676.
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Die Geschichte Pfaffenhofens schlägt sich in schriftlichen Quellen nieder, die ab dem 12. Jahrhundert die Entwicklung des Ortes erkennbar werden lassen. In der Zeit vor 1700 nur bruchstückhaft überliefert, ist insbesondere in den letzten drei Jahrhunderten umfassendes Schriftgut erhalten, das die Historie der Stadt vor Augen führt. Der Ort, an dem sich dieses Material zum Großteil befindet, das Stadtarchiv, ist im neuen Verwaltungsgebäude am Hauptplatz zu finden.

„Quod non est in actis, non est in mundo“: Dokumente aus 8 Jahrhunderten
„Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt.“ Nach dieser Maxime des römischen Rechts wurden schon im Mittelalter Vereinbarungen und Verträge schriftlich fixiert, um bei Streitfällen oder zur Sicherung von Rechtsansprüchen eine verlässliche Grundlage zu besitzen. Unter dieser Prämisse findet sich im Stadtarchiv Pfaffenhofen alles erhalten gebliebene relevante Schriftgut vom 14. bis zum 21. Jahrhundert, das für die Stadt und alle Bereiche der Verwaltung von Bedeutung war und ist.
Rechtsgrundlagen für das Stadtarchiv sind vorrangig die Bayerische Gemeindeordnung und das Bayerische Archivgesetz, worin den Gemeinden zur Aufgabe gemacht wird, ein Archiv zu unterhalten, um die Entwicklung der Kommune darstellen und die Bewahrung relevanter Akten sowie die Unterstützung historischer Forschung gewährleisten zu können. Wichtig ist neben der konservatorisch richtigen Behandlung und Lagerung der Quellen auch die Sicherung EDV-gestützter Datenträger wie Disketten oder CD-ROMs, deren begrenzte Haltbarkeit in regelmäßigen Abständen Nachsicherungen erfordert.
Zu den wichtigen Beständen zählen die Stadtratsprotokolle, Personenstands- und Meldeunterlagen, rechtliche Vereinbarungen, Gewerbesachen, aber auch Baupläne, Sozial- und Rentensachen und vieles mehr. Die ältesten Unterlagen im Stadtarchiv, die Urkunden, reichen bis in das 14. Jahrhundert zurück und sind damit zum Teil über 600 Jahre alt. Die Bandbreite des Archivguts reicht von der mittelalterlichen Urkunde bis zum modernen Datenträger.
Im Stadtarchiv finden sich neben den Akten zur Stadt Pfaffenhofen selbst auch die Gemeindearchive der zwölf eingemeindeten, seit 1818 bestehenden Altgemeinden Affalterbach, Angkofen, Eberstetten, Ehrenberg, Förnbach, Gundamsried, Haimpertshofen, Niederscheyern, Sulzbach, Tegernbach, Uttenhofen und Walkersbach. Sie enthalten Schriftgut aus der Zeit ab etwa 1840 bis zur Zusammenlegung dieser Gemeinden mit Pfaffenhofen in den Jahren 1971/72 bzw. 1978.

Zentrale Aufgabe des Archivs: Sicherung, Erschließung und Bereitstellung des Schriftguts
Das im Lauf von Jahrhunderten anfallende Material muss möglichst gut nutzbar sein und entsprechend erfasst werden. Die Erschließung und Aussonderung von einzelnen Akten, Rechtsvorgängen und Bänden wie den Ratsprotokollen ist wesentlicher Bestandteil der Archivarbeit. Das verzeichnete Schriftgut steht dann der Verwaltung bei Anfragen oder auswärtigen Archivbenutzern für Forschungen oder zum Nachweis privater oder rechtlicher Anliegen zur Verfügung.

Fotosammlung, Bildarchiv und Erwerb von „Sachkultur“
Ursprünglich war ausschließlich die Sicherung schriftlicher Quellen Kernaufgabe des Stadtarchivs. Verstärkt werden seit einigen Jahren weitere Quellengattungen zur Geschichte Pfaffenhofens eingeworben. Dazu zählen insbesondere historische Fotografien, Dias, Ansichtskarten, geographische Karten, Pläne, Plakate und Flugblätter, die für die Stadtgeschichte von Bedeutung sind. Insbesondere Fotografien aus Privatbesitz werden durch Anfertigung von Kopien oder Digitalisaten ins Archiv übernommen. Gelegentlich gelangen auch Nachlässe an das Stadtarchiv und bereichern den vorhandenen Fundus erheblich.
Mittlerweile befinden sich mehrere Tausend historische Fotos im Stadtarchiv. Diese einmaligen Momentaufnahmen aus der Zeit ab 1850 sind ein besonderer Gewinn für das Stadtarchiv und dienen häufig den Anliegen der Stadtverwaltung wie Forschern bei der Umsetzung eines historischen Projekts.
Eine Seltenheit sind auch bewegte Bilder aus Pfaffenhofen oder der Umgebung. Schon in den 1920er Jahren wurden in der Stadt Filme gedreht, die vereinzelt als Zufallsfunde in Nachlässen auftauchen und im Stadtarchiv der Nachwelt erhalten bleiben.
Besondere Raritäten sind die immer wieder als Schenkung oder durch Erwerb ins Archiv aufgenommenen gegenständlichen Stücke (Realien, „Sachkultur“), die auf ihre Art Facetten der Stadtgeschichte darstellen. Dazu zählen etwa historische Denkmünzen, Werbeartikel, Gläser und Bierkrüge, Werbeschilder und -prospekte oder frühere Pflastersteine vom Hauptplatz.

Meilensteine, große Ereignisse und Kuriositäten der Ortsgeschichte: Die Zeitungsausschnittesammlung
Besondere Ereignisse der Stadtgeschichte fanden seit Mitte des 19. Jahrhunderts in der lokalen Presse ihren Niederschlag. Deshalb ist die Anlegung einer möglichst lückenlosen Sammlung von Zeitungsausschnitten eine besondere Aufgabe. Zeitungen als historische Quellen sind eine einzigartige Fundgrube, da darin nicht nur wichtige Ereignisse in Erinnerung gerufen werden, sondern auch über Meilensteine, Sensationen und Kuriositäten in Pfaffenhofen berichtet wird. Gastspiele von großen Künstlern, der Werdegang berühmter Söhne und Töchter Pfaffenhofens aus früherer Zeit, imposante Feste aber auch Skandale und Tragödien fanden schon ab 1850 Eingang in die Wochen- und Amtsblätter des 19. Jahrhunderts. Die Presseberichterstattung der letzten eineinhalb Jahrhunderte, die im Stadtarchiv zur Verfügung steht, lädt zum Entdecken ein und steckt voller Überraschungen.

Ausstellungen und „Stadtgeschichte(n)“: Öffentlichkeitsarbeit als Bestandteil der Archivarbeit
Neben der „internen“ Arbeit der Sammlung, Verzeichnung und Erschließung des Schriftguts ist die Außenwirkung des Stadtarchivs von wachsender Bedeutung. Durch historische Ausstellungen und die Schriftenreihe „Pfaffenhofener Stadtgeschichte(n)“ werden jedes Jahr ein bis zwei Themen aufbereitet und im Foyer des Rathauses oder im Haus der Begegnung präsentiert. Auch in Zusammenarbeit mit den Pfaffenhofener Schulen finden immer wieder Projekte statt, die in Referate, Seminararbeiten oder eigenständige Publikationen münden.
Die seit einigen Jahren angebotenen und beliebten Stadtführungen basieren in vielen Bereichen auf Quellen des Stadtarchivs. Die insbesondere am Hauptplatz befindlichen „Blickwinkel“ vermitteln anschaulich den Wandel der Stadt in den vergangenen 100 Jahren.

Besuch willkommen!
Alles, was in Pfaffenhofen heute geschieht, ist morgen schon Teil der Geschichte. Das Gedächtnis der Stadt wächst deshalb täglich weiter. Zum Entdecken der Vergangenheit steht das Stadtarchiv Pfaffenhofen Interessierten am Montag, Dienstag und Donnerstag offen, Besuch ist immer gern gesehen.

Autor:

Stadtarchiv Pfaffenhofen an der Ilm aus Pfaffenhofen

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