Eching, Freising und Erfurt 2002, Coburg 2003, Winnenden und Ansbach 2009 – erschreckend lang ist die Liste von Amokläufen gerade in Deutschland. Erst im Dezember vergangenen Jahres kam es auch in den USA wieder zu tödlichen Schüssen in einer Schule. Und immer bliebt die Frage: Warum kann so etwas geschehen?
Der US- amerikanische Regisseur Gus van Sant hat bereits vor rund zehn Jahren darüber den aufwühlenden und schmerzhaften Film Elephant gedreht, eine Antwort konnte und wollte auch er nicht geben. Nun hat sich der deutsche Regisseur Thomas Sieben mit dem Thema erneut auseinander gesetzt. In seinem fiktiven Drama Staudamm steht aber nicht der Amokläufer im Zentrum, sondern die traumatisierten Opfer. Der Film wurde auf der Berlinale 2013 mit dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet.
Er ist am kommenden Dienstag, den 01.04. um 19.30 h im CineradoPlex zu sehen.
Es handelt sich dabei eigentlich mehr um ein Kammerspiel, ein Zweipersonenstück. Einer der beiden ist Roman, der eigentlich nicht so recht weiß, was er mit sich und seinem Leben anfangen soll. Er jobbt für einen Staatsanwalt, dem er Prozessakten auf ein Tonband spricht, damit dieser sie nicht selbst lesen muss, sondern sie beispielsweise beim Autofahren hören kann. Einer dieser Texte weckt Romans Aufmerksamkeit: In einem kleinen Ort gab es vor einem Jahr einen Amoklauf, dem viele Schüler zum Opfer fielen. Weil aber gerade zu diesem Fall noch nicht alle Unterlagen vorliegen, wird er beauftragt, in die Kleinstadt zu fahren, um die noch fehlenden Dokumente zu bringen. Dort angekommen, stellt er fest, wie tief der Amoklauf noch in den Köpfen der Menschen sitzt. Sie begegnen ihm reserviert bis aggressiv und dulden keine ungebetenen Frager. Nun aber lernt Roman die Schülerin Laura kennen, die den Amoklauf überlebte und noch mit seinen traumatischen Folgen zu kämpfen hat, aber doch bereitwillig Auskunft gibt. Mit ihr begibt er sich in das nunmehr verlassene Schulgebäude und erfährt, dass Laura gut mit dem Täter befreundet war und auch dessen Tagebuch besitzt, das vielleicht Aufschluss über seine Motive geben könnte.
Mit Staudamm gelingt Thomas Sieben und dem Drehbuchschreiber Christian Lyra eine glaubwürdige Annäherung an des Phänomen Amoklauf. Das mit großer Ruhe und Distanziertheit gedrehte Drama macht es zu einem eindringlichen Kinoerlebnis.
Nach der Vorstellung besteht die Möglichkeit, über den Film zu reden. Interessierte sind dazu recht herzlich eingeladen.
Eintritt 6,50 Euro, Karten an der Kinokasse
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